B - Album |
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Bei 'Mein Weg' handelt es sich um das herausragende fünfte Album DER deutschen Avantgarde-Dark-Metaller BETHLEHEM, die damit nach kurzem Gastspiel im Prophecy-Lager wieder zu ihrer Red Stream-Familie heimgekehrt sind. Nach dem letzten, eher schwer zugänglichen und musikalisch, wie konzeptionell selbst für eingefleischte BETHLEHEM-Fans allzu überfordernden 'Schatten aus der Alexanderwelt'-Konzept-Hörspiel-Album durfte man sehr gespannt sein, in wie weit sich das Besetzungskarussell wieder gedreht hat und was den geneigten Hörer musikalisch wohl erwarten wird. Beim Line-Up hatte sich glücklicherweise zur Ausnahme mal nicht soo viel geändert, weshalb das Recording-Line-Up wie folgt aussah:
Jürgen Bartsch - Bass, Electronics, Programming, Synths
Steve Wolz - Drums
Olaf Eckhardt - Guitars
Gudio Meyer de Voltaire - Vocals
Andreas Tekath - Session-Keyboards/Piano
Mittlerweile hat sich was dies angeht allerdings das Rad schon wieder gedreht und Mastermind Bartsch muss sich leider erneut auf Sängersuche begeben, weil der auf vorliegender Scheibe grandiose Guido (auch bekannt von AARDVARKS) partout nicht live auftreten will, was BETHLEHEM aber nach etlichen Jahren der Abstinenz endlich wieder tun wollen. Schade drum, aber wer nicht will, der soll doch schauen wo er bleibt! WIR WOLLEN BETHLEHEM LIVE SEHEN...!!!
Aber nun zum aktuellen Album:
Um es vorweg zu nehmen: 'Mein Weg' ist einmal mehr ein echter Hammer geworden! Sphärischer Gothic-Metal trifft auf LAIBACH-, RAMMSTEIN-Härte und einen perfekten Streifzug durch die bisherige Karriere der einzigartigen Lyrik- und Sound-Originatoren. Hier mal ein Doom-Death-Funken aus seligen 'Dark Metal'-Tagen, dort bestialische Schreie, bekannt und geliebt vom 'Dictius Te Necare'-Meilenstein und dann wieder unfassbar hypnotische Magie-Melodien und Avantgarde-Ideen, die man selten besser als auf dem meiner Meinung nach grandiosesten BETHLEHEM-Werk 'S.U.I.Z.I.D.' zu hören bekommen hat. BETHLEHEM haben wieder zu alter Stärke zurückgefunden und man kann bereits nach 2-3 Durchläufen vor den aufkeimenden Suchtgefühlen nicht mehr fliehen. Bei solch einer vielschichtigen, grandiosen und wichtigen Scheibe gehe ich am besten auf jeden Song einzeln ein:
'Aalmutter': Stampfender, mit Sägeriffs versehener Gothic-Metal und NDH-Vocals bei Strophe treffen auf einen sphärischen Chorus mit großartigen Clean-Vocals ("Am liebsten töte ich mich morgens") und steigerndem Schluß. Irgendwo zwischen 'S.U.I.Z.I.D.', RAMMSTEIN und SECRET DISCOVERY angesiedelt. Klasse Opener mit Hypnosecharakter!
'Allegoria': Auf einen schönen, besinnlichen Piano-Einstieg folgen vom Bass getrieben gigantische KATATONIA-Halbakustik-Delay-Melodien, die von der Art auch durchaus zu THE CURE, SEIGMEN oder frühen THE NOTWIST passen würden. Neben dem erneut schönen, epischen und passend pathetischen Chorus fällt das härtere Ende besonders auf. Toller Song voller Magie!
'Knochenkorn': Nach einem Wahnsinns-Rhytmik/FX-Stop/Go-Beginn mit Psycho-Lauten/Sicko-Schreien folgt eine RAMMSTEIN/LAIBACH-ige Strophe (absolutes Killerriff!) und dann einmal mehr ein Fabel-Chorus, bei dem sich der gute Guido komplett stimmlich hingibt und gebirgsbachklare Vocals zum besten gibt, die einfach nur begeistern. Absoluter Hit!
'Frl.Deutsch': 9-minütiger Mega-Song, bei dem sowohl unfassbar schöne. verträumte Melancholic-Melodien (ANATHEMA, KATATONIA), operesker Strophen-Gesang, gefühlvolle Bass/Akustikpassagen, schleppender Doom, ein abstraktes Ambient-like Break mit kaputten Stimmen und Geräuschen zum Zuge kommen...WAHNSINN!!!!
'Felbel Fittich': Wunderschöne Akustik-Ballade mit famoser Orchestrierung, besonders befremdlichem, wirrem und sehr typischem Text, eindringlichen Vocals und Backing-Gesängen. Erinnert von der Melodieführung und der Akzentuierung sehr stark an METALLICAs 'Nothing Else Matters', was aber aufgrund der überragenden Qualität des METALLICA-Songs nur als Kompliment und positiv zu werten ist.
'Dr.Miezo': Hier trifft anfänglicher 'Dictius...'-Black-Wahnsinn (Schrei, Riffing und Geblaste erinnert sehr stark an den dortigen Megahit 'Schatten aus der Alexander Welt') auf ultraschleppenden Doom, zunächst mit eindringlichen Sprechvocals, dann mit dem bekannten epischen Pathos-Klar-Gesang. Hinzukommt ein derber, bitterböser NDH-Stampfpart, der fast schon EISENVATER-Brutalität transportiert. Morbide, einzigartig und ganz groß!
'Elf Soffitten': Beschwörender, eindringlicher Sphere-Track mit starken Vocals, aber im Vergleich zu den bisher gehörten Göttlichkeiten doch etwas unscheinbarer.
'Einsargen': Großartiger, für BETHLEHEM typischer Doom-Delay-Schlepper mit sowohl brachial derben, als auch zerbrechlich einfühlsamen Passagen. PARADISE LOST-Lead-Melodien dominieren das Klangbild der harten Strophen, während ansonsten der opereske Gothic-Pathos regiert. Stark und entwickelt sich bei jedem neuen Durchlauf mehr und mehr!
'Holo-Baal': O-Ton Bartsch: "Ach ja, "Im Sog" ist eigentlich nur der Promo-Songtitel für diesen Song. Auf CD heißt er "Holo-Baal". Warum? Weiß ich selbst nicht mehr so genau, jedenfalls dachte ich, ein kleines Verwirrspielchen könnte mal wieder nicht schaden. Sei´s drum." - so wirr sich dies einmal mehr anhört, so sehr fällt der Song aus der Reihe, was den durchaus rote Faden der Scheibe anbelangt, aber irgendwie passt er doch... Erinnerungen an die 'Profane Fetmilch lenzt elf krank'-EP sind aufgrund des punkigeren Charakters nicht zu verleugnen und die Melodieführung ist fatal ähnlich zu NIRVANAs 'Territorial Pissings'. 'Im Sog' wäre der passendere Titel gewesen, denn genau in einen solchen versetzt einen der Song mehr und mehr, je öfter man ihn anhört...verdammte Scheiße nochmal!
'Maschinensatan': Die Akustik-Gitarren-Melodie kommt einem sehr vertraut und familiär vor, was aber nicht die Gründe hat wie bei 'Felbel Fittich' oder 'Holo-Baal', sondern einfach daher kommt, daß man hier einmal mehr genau die Atmosphäre ausströmen spürt, die einem schon die gesamte Platte über wohlige Schauer verliehen hat. Aus einem sphärisch minimalen, melancholischen, schönen Beginn entwickelt sich ein derber, klinischer Mid-Tempo-Stampf-Double-Bass-Kracher gar mit Death-Grunts! Eigentlich ein verdammt würdiger Abschluß dieser Hammerscheibe...aber nach 12-minütigem Leerlauf kommt ja noch DAS versteckte Schmankerl...
'My Way': Musikalisch perfekt von Bartsch, A.Tekath, Steve Wolz und Schwadorf (THE VISION BLEAK) umgesetzte, von den aunfassbar genialen Vocals des Herrn Mayer de Voltaire geprägte, recht originalgetreue Coverversion des FRANK SINATRA-Klassikers schlechthin. Jetzt ist klar, wie diese Platte perfekt endet...nur so und die ein oder andere Träne kann man anhand der Grandiosität und Einfühlsamkeit dieser göttlichen Adaption kaum verhehlen.
Ihr seht, abgesehen von einem kleineren Schwachpunkts habt ihr hier mal wieder einen schwelgenden und völlig begeisterten Hage vor euch, der seine BETHLEHEMs zurück im Musik-Himmel begrüßt und inständig hofft, daß die Band baldigst einen neuen, genauso guten Sänger findet um dann auch endlich wieder live zu spielen (vielleicht schon auf unserem ANCIENT SPIRIT-Festival?). Denn wenn eine deutsch Band endlich mal den Durchbruch auf etwas breiterer Ebene verdienen würde, dann die schier unerschöpfliche Kreativitätsschmiede aus der Alexanderwelt! Lasst euch Einsargen vom Maschinensatan - Brillant!
Hage, 11,5 Punkte
sonstige Reviews: | Schatten Aus Der Alexander Welt |
Profane Fetmilch lenzt elf krank | |
Suicide Radio | |
S.U.I.Z.I.D. + Reflektionen auf´s Sterben EP |
Die Songs:
1. | Aalmutter |
2. | Allegoria |
3. | Knochenkorn |
4. | Frl.Deutsch |
5. | Felbel Fittich |
6. | Dr.Miezo |
7. | Elf Soffitten |
8. | Einsargen |
9. | Holo-Baal (hieß auf der Promo-CD noch 'Im Sog') |
10. | Maschinensatan |
+ | My Way (FRANK SINATRA) (hidden Bonustrack) |
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