D - Album |
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Was
erwartet man von einem neuen DREAM THEATER Album? Erwartet man großartige Veränderungen?
Nach dem großartigen letzten Album hofft man das sicherlich nicht. Eine
konsequente Fortsetzung dieser musikalischen Linie wäre wohl vielen Fans am
Liebsten gewesen. Diese spielerische Balance zwischen großen Emotionen und
perfekter Technik, dieses Gefangensein zwischen Traum und Wirklichkeit. Ihr
wisst schon, was ich meine!
Wie geht man mit so einer Erwartungshaltung seiner Fans um? DREAM THEATER waren
schon immer eine Band, die sich von Album zu Album verändert hatte. Manchmal
hatte man sich das als Fan auch so gewünscht, z.B.: nach "Falling Into
Infinity".
Nun, was hat sich seit 'Scenes...' konkret getan? Zum einen hat sich die
Grundstimmung der einzelnen Songs verändert. Es gibt nur noch ganz selten
Momente, wo man musikalisches Sperrgebiet durchbricht und auf Teufel komm raus
losfrickelt. Man hat nicht versucht, noch mehr neue Stile in den Sound einfließen
zu lassen, vielmehr hat man sich diesmal vornehmlich auf die
Fusion von Metal & Klassik konzentriert. Das hat zur Folge, dass sich die
Grundstimmung der einzelnen Songs zwar ähnelt, die Scheiben sich dadurch jedoch
auch sehr gut an einem Stück genießen lassen, da sich eben diese Stimmung wie
ein roter Faden durch das Gesamtwerk zieht. Songdienlichkeit heißt das
Zauberwort. Was immer noch im Überfluss vorhanden ist, sind magische Momente,
die am liebsten nie vorübergehen sollten. Nimmt man z.B.: 'Overture', die
Einleitung des Titeltracks, welcher die gesamte zweite CD vereinnahmt. Das
klassische Instrumental kommt im orchestralen Soundtrack-Gewand daher, veredelt
durch ein unheimlich schönes Grundthema, welches quasi bis zur Perfektion
variiert wird. Hammerhaft, wie die Band danach fließend und total relaxt (muß
man echt gehört haben) den Übergang zu den rockigeren Parts schafft und dabei
der Spannungsbogen keinen Millimeter nachgibt, das!!!! ist wahre Kunst, Leute.
Um ehrlich zu sein, selten waren 42 Minuten so kurzweilig wie bei eben diesem
Titeltrack. Man muß hier auch mal eine Lanze brechen für Sänger James LaBrie.
Er agiert nicht mehr so oft in schwindelnden Höhen, sondern eher gemäßigt in
mittleren Tonlagen. Das lässt die Songs noch um einiges melancholischer wirken.
Eine gute Entwicklung, die er beibehalten sollte. Eine Tatsache ist auch, dass
sein Gesang auf CD1 etwas sperriger & experimenteller, teilweise auch
ungewohnt aggressiv und weniger eingängig ausgefallen ist. Daran hat man sich
jedoch schnell gewöhnt und auf Dauer wirkt es belebend für das Songmaterial.
Etwas Probleme hatte ich zuerst mit 'The Great Debate', welches mit fast 14
Minuten wiederum ziemlich lang geworden ist und, was das Hauptproblem ist, für
D.T. - Verhältnisse zuerst recht unspektakulär aus den Boxen knallt. Das war
aber wie gesagt nur der erste Eindruck. Hat man sich den Song ca. zehn Mal
gegeben, verwandelt er sich doch glatt zu einem der Highlights des Albums.
Anders erging es mir bei dem Opener 'The Glass Prison', welcher mit seinen
thrashigen Ausbrüchen und mächtigen Groove-Passagen mit der härteste D.T.
Song aller Zeiten sein dürfte. Trotz aller Härte ist dieser Track sehr
eingängig und enthält zudem noch viele melodische Parts, die Langeweile erst
gar nicht aufkommen lässt. Das grandiose 'Blind Faith' läßt meiner Meinung
nach die zuletzt etwas zurückgeschraubten RUSH-Einflüsse wieder mehr zu Tage
treten, was sich vor allen in den locker-flockigen Bassgrooves, beim Refrain und
den sphärischen Keys äußert. Der instrumentale Mittelpart ist eines der
Highlights der Scheibe, absolut nicht von dieser Welt. Natürlich finden sich
auch wieder ruhigere Tunes in der Tracklist. Da wäre zum einen das knapp
zehnminütige 'Misunderstood', dass sehr nachdenklich und verdammt düster
geworden ist. Es ist zwar etwas sparsam instrumentiert, dürfte aber aufgrund
seiner unglaublichen atmosphärischen Dichte wohl bald zu den D.T.-Classics zählen.
Zum anderen wäre da noch das wunderbare 'Disappear', bei dem James LaBrie
wieder einen auffallend guten Job macht, eine klasse Ballade mit Tiefgang.
Der 42-minütige Titeltrack kann nur als Gesamtkunstwerk gesehen werden und wird
auch als solcher in die Analen der Prog-Metal Geschichte eingehen. Es ist die
perfekteste Symbiose aus Metal und Klassik, die ich jemals zu Ohren bekommen
habe. Als ich die erste CD komplett gehört hatte, dachte ich eigentlich gar
nicht mehr an eine Steigerung im Titeltrack, aber was dann an Genialität und
Erhabenheit auf mich niederprasselte, dass könnt und müsst ihr selbst
nachempfinden...!
Fazit: DREAM THEATER sind auch 2002 das Maß aller Dinge, gebt der Scheibe die
paar Durchläufe mehr, die sie im Vergleich zur 'Scenes'-Scheibe braucht. Es
lohnt sich garantiert...
Frank, 12
Punkte
sonstige Benotungen: Hage, 9,5 Punkte
Andreas, 9 Punkte
weitere Reviews:
"Live at Budokan" (DVD 2004)
"Live Scenes from New York" (Live-Album 2001)
"Metropolis Pt. II: Scenes from a Memory" (Album 2000)
Die Songs:
CD 1 |
|
1. |
The Glass Prison (13:52) |
2. |
Blind Faith (10:21) |
3. |
Misunderstood (9:34) |
4. |
The Great Debate (13:43) |
5. |
Disappear (6:46) |
CD 2 |
|
1. |
Six Degrees Of Inner Turbulence (42:04) |
a) | Overture |
b) | About to crash |
c) | War inside my Head |
d) | The Test that stumped them all |
e) | Goodnight Kiss |
f) | Solitary Shell |
g) | About to crash (Reprise) |
h) | Losing Time / Grand Finale |
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