D - Album


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Band: DREAM THEATER
Titel: Six Degrees Of Inner Turbulence
Label: Elektra
Homepage: www.dreamtheater.net
Stil: Progressive Metal
VÖ:  Februar 2002
Spieldauer: 6 Tracks / 96:20 min. auf 2 CDs

 

Was erwartet man von einem neuen DREAM THEATER Album? Erwartet man großartige Veränderungen? Nach dem großartigen letzten Album hofft man das sicherlich nicht. Eine konsequente Fortsetzung dieser musikalischen Linie wäre wohl vielen Fans am Liebsten gewesen. Diese spielerische Balance zwischen großen Emotionen und perfekter Technik, dieses Gefangensein zwischen Traum und Wirklichkeit. Ihr wisst schon, was ich meine!
Wie geht man mit so einer Erwartungshaltung seiner Fans um? DREAM THEATER waren schon immer eine Band, die sich von Album zu Album verändert hatte. Manchmal hatte man sich das als Fan auch so gewünscht, z.B.: nach "Falling Into Infinity".
Nun, was hat sich seit 'Scenes...' konkret getan? Zum einen hat sich die Grundstimmung der einzelnen Songs verändert. Es gibt nur noch ganz selten Momente, wo man musikalisches Sperrgebiet durchbricht und auf Teufel komm raus losfrickelt. Man hat nicht versucht, noch mehr neue Stile in den Sound einfließen zu lassen, vielmehr hat man sich diesmal vornehmlich auf die Fusion von Metal & Klassik konzentriert. Das hat zur Folge, dass sich die Grundstimmung der einzelnen Songs zwar ähnelt, die Scheiben sich dadurch jedoch auch sehr gut an einem Stück genießen lassen, da sich eben diese Stimmung wie ein roter Faden durch das Gesamtwerk zieht. Songdienlichkeit heißt das Zauberwort. Was immer noch im Überfluss vorhanden ist, sind magische Momente, die am liebsten nie vorübergehen sollten. Nimmt man z.B.: 'Overture', die Einleitung des Titeltracks, welcher die gesamte zweite CD vereinnahmt. Das klassische Instrumental kommt im orchestralen Soundtrack-Gewand daher, veredelt durch ein unheimlich schönes Grundthema, welches quasi bis zur Perfektion variiert wird. Hammerhaft, wie die Band danach fließend und total relaxt (muß man echt gehört haben) den Übergang zu den rockigeren Parts schafft und dabei der Spannungsbogen keinen Millimeter nachgibt, das!!!! ist wahre Kunst, Leute. Um ehrlich zu sein, selten waren 42 Minuten so kurzweilig wie bei eben diesem Titeltrack. Man muß hier auch mal eine Lanze brechen für Sänger James LaBrie. Er agiert nicht mehr so oft in schwindelnden Höhen, sondern eher gemäßigt in mittleren Tonlagen. Das lässt die Songs noch um einiges melancholischer wirken. Eine gute Entwicklung, die er beibehalten sollte. Eine Tatsache ist auch, dass sein Gesang auf CD1 etwas sperriger & experimenteller, teilweise auch ungewohnt aggressiv und weniger eingängig ausgefallen ist. Daran hat man sich jedoch schnell gewöhnt und auf Dauer wirkt es belebend für das Songmaterial. Etwas Probleme hatte ich zuerst mit 'The Great Debate', welches mit fast 14 Minuten wiederum ziemlich lang geworden ist und, was das Hauptproblem ist, für D.T. - Verhältnisse zuerst recht unspektakulär aus den Boxen knallt. Das war aber wie gesagt nur der erste Eindruck. Hat man sich den Song ca. zehn Mal gegeben, verwandelt er sich doch glatt zu einem der Highlights des Albums. Anders erging es mir bei dem Opener 'The Glass Prison', welcher mit seinen thrashigen Ausbrüchen und mächtigen Groove-Passagen mit der härteste D.T. Song aller Zeiten sein dürfte. Trotz aller Härte ist dieser Track sehr eingängig und enthält zudem noch viele melodische Parts, die Langeweile erst gar nicht aufkommen lässt. Das grandiose 'Blind Faith' läßt meiner Meinung nach die zuletzt etwas zurückgeschraubten RUSH-Einflüsse wieder mehr zu Tage treten, was sich vor allen in den locker-flockigen Bassgrooves, beim Refrain und den sphärischen Keys äußert. Der instrumentale Mittelpart ist eines der Highlights der Scheibe, absolut nicht von dieser Welt. Natürlich finden sich auch wieder ruhigere Tunes in der Tracklist. Da wäre zum einen das knapp zehnminütige 'Misunderstood', dass sehr nachdenklich und verdammt düster geworden ist. Es ist zwar etwas sparsam instrumentiert, dürfte aber aufgrund seiner unglaublichen atmosphärischen Dichte wohl bald zu den D.T.-Classics zählen. Zum anderen wäre da noch das wunderbare 'Disappear', bei dem James LaBrie wieder einen auffallend guten Job macht, eine klasse Ballade mit Tiefgang.
Der 42-minütige Titeltrack kann nur als Gesamtkunstwerk gesehen werden und wird auch als solcher in die Analen der Prog-Metal Geschichte eingehen. Es ist die perfekteste Symbiose aus Metal und Klassik, die ich jemals zu Ohren bekommen habe. Als ich die erste CD komplett gehört hatte, dachte ich eigentlich gar nicht mehr an eine Steigerung im Titeltrack, aber was dann an Genialität und Erhabenheit auf mich niederprasselte, dass könnt und müsst ihr selbst nachempfinden...!
Fazit: DREAM THEATER sind auch 2002 das Maß aller Dinge, gebt der Scheibe die paar Durchläufe mehr, die sie im Vergleich zur 'Scenes'-Scheibe braucht. Es lohnt sich garantiert...

Frank, 12 Punkte

sonstige Benotungen: Hage, 9,5 Punkte

Andreas, 9 Punkte

 

weitere Reviews:

"Live at Budokan"  (DVD 2004)

"Live Scenes from New York"  (Live-Album 2001)

"Metropolis Pt. II: Scenes from a Memory"  (Album 2000)

 

 

Die Songs:

 

CD 1

1.

The Glass Prison (13:52)

2.

Blind Faith (10:21)

3.

Misunderstood (9:34)

4.

The Great Debate (13:43)

5.

Disappear (6:46)

CD 2

1.

Six Degrees Of Inner Turbulence (42:04)

a) Overture
b) About to crash
c) War inside my Head
d) The Test that stumped them all
e) Goodnight Kiss
f) Solitary Shell
g) About to crash (Reprise)
h) Losing Time / Grand Finale

 


 

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