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Hörbuch / Lesung |
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Inhalt:
Nach einer missglückten Intimrasur liegt die
18-jährige Helen auf der Inneren Abteilung von Maria Hilf. Sie wartet auf den
Besuch ihrer geschiedenen Eltern, in der irren Hoffnung, die beiden könnten sich
am Krankenbett der Tochter endlich versöhnen. Unterdessen nimmt sie jene
Bereiche ihres Körpers unter die Lupe, die gewöhnlich als unmädchenhaft gelten,
und lässt Krankenpfleger Robin die Stellen fotografieren, die sich ihrem
neugierigen Blick entziehen. Nebenher pflegt sie ihre Sammlung von
Avocadokernen, die ihr auch in sexueller Hinsicht wertvolle Dienste leisten.
Selbst wenn Helens Besessenheit eine Notoperation nötig werden lässt - ihr
ungestümer Witz und ihre Wahrhaftigkeit machen sie zu einer Sensation nicht nur
auf der Station des Krankenhauses. Sie spricht aus, was andere nicht einmal zu
denken wagen. »Feuchtgebiete« ist eine Exkursion zu den letzten Tabus der
Gegenwart. Mutig, radikal und provokant rebelliert Charlotte Roches Roman gegen
Hygienehysterie und die sterile Ästhetik der Frauenzeitschriften, gegen den
standardisierten Umgang mit dem weiblichen Körper und seiner Sexualität - und
erzählt dabei die wunderbar wilde Geschichte einer ebenso genusssüchtigen wie
verletzlichen Heldin.
Wow, was ein Hammer, dieses eigentlich doch so
unscheinbar betitelte Werk! Aber unsere geliebte Charlotte Roche wäre wohl nicht
sie selbst, wenn sie nicht auf ihre unnachahmlich symathische und zutiefst
ehrlich wirkende Art und Weise, über die "fiktive" Person Helen Memel und deren
Auffassung der eigenen Hygiene, Sexualität und Seelenwelt gegenüber berichten
würde. Ja, vielleicht ist ja nur ein teil der Hauptfigur autobiografisch...nur
welcher? Der Teil, der die Grenze zum Ekel auch bei härter gesottenen Menschen
doch dann überschreitet (z.B. die spezielle "Säuberungsmethode" von Klobrillen
auf öffentlichen Toiletten...bah!)? Oder doch der, den man zwar als eigenwillig,
aber durchaus noch akzeptabel einstufen würde? Keine Ahnung...dies macht aber
sicher auch einen Teil der Faszination aus, die diese "Frontberichterstattung"
ohne Frage schon sehr schnell auf den Leser, oder wie hier beim von der Autorin
selbst gelesenen Hörbuch-Version auf den Hörer ausübt. Auch wenn Charlotte Roche
anfangs beim Hörbuch zu langsam, vorsichtig und etwas unbeholfen mit dem Lesen
beginnt, so ändert sich dies dann doch nach kurzer Zeit schon und ist sehr gut
anzuhören (oder ist es nur der Gewöhnungseffekt???). Jedenfalls verschlingt man
das 5 CDs umfassende Hörbuch regelrecht...gibt dies dann aber sicherlich nur zu,
wenn man nicht zu schnell von peinlichem Unwohlsein befallen wird. Ich wette
jedenfalls, daß kaum ein Mann zugeben wird, das Buch gelesen oder das Hörbuch
gehört zu haben, und falls doch, dann wird sicher seltenst zugegeben, daß es
gefallen hat. Tja, und die weibliche Leser- und Hörerschaft wird nach dem höchst
amüsanten, aneckenden, frechen und dennoch sehr charmanten und herzlichen Genuß
des Werkes wohl gar nicht mal so viel anderes nach außen reagieren, wie die
schamhafte Männlichkeit...schließlich gibt auch kaum jemand zu, Pornos zu
schauen, oder in den Puff zu gehen...tja, und wenn man Madame Roches
Ausführungen Gefallen beimißt, dann läuft man halt evtl. Gefahr hingestellt zu
werden, als ob man ähnliche Vorlieben haben könnte...was man insgeheim sicher
auch hat.
Ein provokantes, aber sehr gutes und wichtiges Buch, weil es einfach Dinge
anspricht, die viel zu übertabuisiert und dadurch zu echten Problemen werden.
Hage
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