Was genau erwartet man von einem Sex-Film aus den frühen 70ern noch heute? Wohl kaum ausladende Sexszenen und verfilmte Exzesse, die einem den Kinnladen herunterklappen lassen. War Sex und nackte Haut noch fast in die 50er hinein ein generell tabuisiertes Thema für die Leinwände, geht es zwei Jahrzehnte später schon etwas mehr zur Sache: Die Geschichte von Sayuri Ichijo (die sich in dem Film selbst spielt) wird fast durchgehend aus der Perspektive ihrer Neiderin Harumi erzählt, angereichert mit etlichen, jedoch völlig unspektakulären, Erotik-Szenen. Dass die junge Konkurrentin nicht davor zurückschreckt, gleich mehrere Männer für ihre Zwecke um den Finger zu wickeln und diese auch teils gegeneinander auszuspielen, schockte vielleicht noch damals das Publikum, heute ist das kaum noch ein müdes Gähnen wert. Sowieso kommt die Handlung insgesamt viel zu kurz und bleibt bis zum Schluss ohne Höhepunkt – im Sexfilm doch eigentlich ein Sakrileg, oder? Die Stripszenen Sayuris markieren im Film eine gewisse Progression, sind aber bei weitem nicht so aufregend, wie man sich dies wünschen würde. Wenigstens wissen wir jetzt aber, wo sich die berühmte Kerzenwachs-Szene aus BASIC INSTINCT bedient hat…

Auch wenn das Infoblatt behauptet, der Film habe eine Bresche für den Pornofilm in der japanischen Gesellschaft geschlagen, bleibt doch die Tatsache bestehen, dass der Film gleichzeitig erstaunlich blass ist, viele Schnitte zwischen den Szenen misslungen sind und die Handlung einfach aufgesetzt wirkt – eine Diskussion, ob denn Stripperinnen jetzt Nudelsuppe essen dürfen oder nicht bewegt sich innerhalb eines diskursiven Rahmens, der mich im Leben nur peripher tangiert…. Ich habe schon wesentlich bessere Filme dieser Gattung gesehen.

WET DESIRE kommt übrigens lediglich in Originalsprache inklusiver optionaler deutscher Untertitel daher, Fans des japanischen Kinos wird das aber nicht weiter stören.

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