Musik - DVD


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Band: PORCUPINE TREE
Titel: Arriving somewhere  (Doppel-DVD)
Label: Snapper Music / SPV
Homepage: www.porcupinetree.com
Stil: New Art Rock
VÖ:  13. Oktober 2006
Spieldauer: ca. 95 min. (+ Bonus: 46 min.)
FSK 6 Jahre
Bildformat: 4:3
Tonformat: Dolby Digital 5.1, PCM Stereo 2.0, Dolby Surround, DTS

 

Wurde auch langsam Zeit dass die Mannen um Steven Wilson endlich mal mit einem vernünftigen DVD-Release aufwarten (und ich mal dieses Review gepeilt bekomme), denn die wahre Faszination üben PORCUPINE TREE vor allem live aus mit ihrem Mix aus emotionaler Musikalität und Multimedia-Show im kleinen Rahmen. Das letzte Album „Deadwing“ wurde allenthalben meist recht heftig abgefeiert und diese Resonanzen wurden auf der dazugehörigen Tour mit vollen Clubs belohnt. Aber nicht nur in Europa beackerte man diese erfolgreich, nein auch in den Staaten konnte man seinen Status weiter ausbauen. Folgerichtig wurde die hier zu besprechende DVD an zwei Abenden im Oktober 2005 in Chicago mitgeschnitten. Ein erster Blick auf die Songauswahl zeigt, dass man sich vor allem auf die letzten Releases konzentrierte und ganz alte Kamellen außen vor ließ. Ist im Falle von PT aber nicht ganz so schlimm, eine Wunschsetlist würde eh über vier Tage gehen. Und so reiht sich auch auf „Arriving Somewhere“ ein Knaller an den nächsten. Das Konzert in dem heimeligen Club wird mit einem atmoshärischen Intro gestartet bevor die Band mit dem knochentrockenen Doppel „Open Car“ und „Blackest Eyes“ einsteigt. Sofort fallen die gelungenen Clips auf der Leinwand auf, die eine gewisse Independentmovie-Melancholik ausstrahlen. Gelb- und graustichige Bilder, oft auf alt getrimmt und mit zahlreichen Farbfiltern durchsetzt untermalen perfekt das auf der Bühne dargebotene. Und auch der Gig selbst wird oftmals in feinen Schwarz/Weiss-Bildern wiedergegeben. Die Band agiert tight, Steven Wilson wirkt unnahbar wie immer, Basser Colin Edwin hat wie eh und je ein permanentes Dauergrinsen aufgesetzt, Drummer Gavin Harrison wartet mit klasse Breaks und feiner Akzentuierung auf, kann seinem fantastischen Vorgänger Chris Maitland aber nach wie vor nicht ganz das Wasser reichen  und Keyboarder Richard Barbieri nervt wie so oft mit seinem desinteressierten Rockstar-Gehabe (oder ist es Schüchternheit ?), die ihn vom Sympathiefaktor in eine Liga mit dem sehr unangenehmen Derek Sherinian (wer ?) katapultiert. Gastgitarrist John Wesley wartet mit superber Gitarrenarbeit und ebensolchen Backing Vocals auf und ergänzt sich dadurch sehr gut mit dem Mastermind Wilson. Erste Gänsehäute werden bei dem genialen „Don`t hate me“ freigesetzt, während bei „Mother and Child divided“ die psychedelische Fahrt eingelegt wird. Als besonderes Bonbon entpuppt sich der Quasi-Titelsong „Arriving somewhere but not here“ mit seinen stetigen Wechseln zwischen atmosphärisch-ruhigen Parts und knallharten Ausritten. Depressiv wird es dagegen bei dem wunderschönen „Heartattack in a Layby“, welches vor allem mit seinen perfekten mehrstimmigen Vocals punkten kann. Im Endeffekt reiht sich auf dieser DVD ein Höhepunkt nach dem anderen wie Perlen auf eine Kette. Den einzigen Vorwurf den man vor allem Steven Wilson machen kann ist der dass er on stage zu sehr auf seine intellektuelle Unnahbarkeit setzt. Erst als ihm beim abschließenden und großartigen „Trains“ eine Saite reißt zeigt er mal so etwas wie eine menschliche Regung und beweist dass er Humor besitzt. Ich finde dieses zur Schau tragen hat er zum einen nicht nötig, da er ein durch und durch liebenswerter Zeitgenosse ist und zum anderen konterkariert er mit dieser Performance die hochemotionale Musik seiner Combo. Wäre nicht der stets offen agierende Colin Edwin könnte man von einer sterilen Performance sprechen. Die Musik von PT würde live noch einen gehörigen Schub nach vorne bekommen wenn man sich von der emotionalen Stimmung der Musik und des Publikums würde leiten lassen. Aber im Grunde ist dies Erbsenzählerei, wir haben es hier mit einem Vorzeige-Dokument in Bild und Ton zu tun. Denn auch der Sound drückt bereits im simplen Stereo gewaltig und lässt ebenfalls gar keine Wünsche offen.

Die Bonus-Disc wartet ebenfalls mit einigen interessanten Features auf, zum einen hat man mit „Futile“ und „Radioactive Toy“ zwei Songs vom guten Rockpalast-Auftritt als Dreingabe hinzugefügt. Warum eigentlich nicht den gesamten Gig, wäre eine schöne Sache gewesen. Zum anderen gibt es den Promo-Clip zu „Lazarus“ und eine umfangreiche Photo Gallery zu entdecken. Als besonders interessant erweisen sich die innovativen Leinwand-Videos zu den Live-Songs „Start of something beautiful“, „Halo“ und „Mother and Child divided“. Nette Idee da man bei dem Gig nicht alle Spielereien auf der Leinwand mitbekommt. Durchaus amtlich und tricky ist auch Gavin Harrison`s „Cymbal Song“. Klar, nur Spielerei aber eine gut anzuschauende.

Bleibt mir also nur noch für dieses Referenzprodukt in Sachen New Art Rock eine definitive Kaufempfehlung auszusprechen.

 

Texas, 11 Punkte

 

Inhalt:

 

Live-Gig

Bonus-DVD

1. Revenant /Open Car 1. Liveperformance von „Futile“ und „Radioactive Toy“ (Rockpalast)
2. Blackest Eyes 2. “Lazarus” – Promovideo
3. Lazarus 3. Lasse Hoile – Filme für “Halo”, „The Start of something beautiful“ &
4. Hatesong   „Mother and Child Divided”
5. Don`t hate me 4. Gavin Harrison – “Cymbal Song” in 5.1 Surround Sound
6. Mother and Child divided 5. Photo Galerie
7. Buying New Soul    
8. So called Friend  
9. Arriving Somewhere but not here
10. Heartattack in a Layby
11. The Start of something beautiful
12. Halo
13. The Sound of Muzak
14. Even Less    
15. Trains    
16. End Credits    

 


 

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