Film-DVD |
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Inhalt:
Der Ex-Marine Todd (Ray Liotta) fristet ein langweiliges Leben als Deputy in einer Kleinstadt. Er kann den Tod seines besten Freundes, den er im Krieg verloren hat, nicht verarbeiten und ertränkt deshalb seinen Frust im Alkohol. Als sich der Präsident in der Stadt ankündigt, soll ausgerechnet Todd diesen begrüßen. Kurz vor der Ankunft des Politikers kommen drei Attentäter unter der Führung von Barren (Dominic Purcell) in die Stadt und nehmen die Familie des verstorbenen Freundes als Geiseln, denn von deren Haus aus hat man perfekte Sicht auf die Begrüßungsfeier. Nun ist Todd der Einzige, der sowohl den Präsidenten als auch die Geiseln schützen kann…
Um ehrlich zu sein kann ich mich im Moment an keinen Uwe-Boll-Film erinnern, den ich gesehen habe. Es scheint so, als ob ich unterbewusst immer einen großen Bogen um den deutschen "Ausnahmeregisseur" gemacht habe. Und das obwohl der hyperproduktive Bursche bereits 30 Filme in etwas mehr als 20 Jahren produziert hat. Sein Ruf als "Masse-statt-Klasse-Filmer" eilt ihm jedenfalls weit voraus, und weder in der Film- noch in der Spiele-Branche (aus der er sich ja etliche Ideen für seine Filme holte) hat er sich sonderlich viele Freunde gemacht. Aus der Gamer-Szene wurde sogar eine Petition ins Rollen gebracht, in der er aufgefordert wird, alle seine Film-Aktivitäten auf Eis zu legen - mit immerhin bereits über 360.000 Unterschriften. Das kann nicht jeder Regisseur von sich behaupten ;-)
Nichtsdestotrotz habe ich versucht, mir sein neuestes Werk "Operation Olympus - White House Taken" - übrigens ein Remake eines alten Frank-Sinatra-Thrillers - möglichst unvoreingenommen anzuschauen. Und in der ersten Hälfte war ich eigentlich auch angenehm überrascht, da durch das vorgetäuschte Agieren der Attentäter im Dienste des Secret Service Spannung erzeugt wird und die Story Fahrt aufnimmt. Auch der frostige Look im zugeschneiten Provinzkaff versprüht eine gewisse düstere Atmosphäre. Spätestens aber in der 2. Hälfte schleichen sich Längen ein, häufen sich offene Fragen, stolpert man über Ungereimtheiten. Vieles scheint naiv und unglaubwürdig, die konstruierte Geschichte um den kriegsgeschädigten ex-Soldaten und jetzigen Polizisten wirkt platt und aufgesetzt und vor allem wie schon zigmal gesehen.
Und auch die Logik-Löcher sind nicht gerade klein. Wie realistisch ist es zum Beispiel, dass der Präsident der Vereinigten Staaten (übrigens ganz klar Obama) einfach so innerhalb von ein paar Stunden einen ungeplanten Zwischenstopp in einem Provinznest einlegt und dort eine Rede hält? Und das dann auch noch nachts und mit maximal 50 Zuschauern, was aber laut Uwe Boll Budget-Gründe hatte, denn tagsüber hätte er viel mehr Statisten verpflichten müssen, haha... Man denke nur an den wochen- oder gar monatelangen Aufriss mit tausenden von Polizei- und Einsatzkräften, wie es tatsächlich in der Realität abläuft. Wo jeder Gullideckel versiegelt, jedes Haus auf den Kopf gestellt und ganze Gebiete großräumig abgesperrt werden.
Und warum plagen sich skrupellose Attentäter eigentlich mit ein paar Zivilisten herum, die auch noch ständig zu fliehen versuchen, anstatt diese einfach zu erschießen? Zumal die Attentäter nur auf das strategisch günstig gelegene Haus aus sind und die "Geiseln" absolut nicht brauchen. OK, die Hintermänner wollen keine zivilen Opfer, aber das scheint im Anblick eines solch wichtigen Vorhabens ganz schön naiv und realitätsfremd. Apropos Hintermänner: wer den Auftrag für das Attentat eigentlich gibt, scheint nicht wirklich durch. Ja, es hat etwas mit der aggressiven Außen- und Kriegspolitik der Amerikaner zu tun, aber ob das Töten von Barrack Obama da unbedingt die ultimative Lösung ist, sei mal dahingestellt. Vor 10 Jahren hätte ich das ja noch halbwegs verstanden... Nun, zu viel hinterfragen sollte man tatsächlich nicht.
Im aufschlussreichen Behind the Scenes-Feature erfährt man einige interessante Details von Boll selbst, der zugibt, den Film in 12 Tagen abgedreht zu haben. Zum Beispiel über Drehbuchänderungen aufgrund von Budget-Gründen oder eben die verdammt kurze Drehzeit. Was aber für mich noch wichtiger ist: ich hatte im Interview nicht eine Sekunde den Eindruck, dass Boll eine Leidenschaft oder Berufung für's Filmemachen antreibt. Für mich bestätigt sich sein scheinbar eigenes Motto "Quantität statt Qualität" mit dem Ziel, vielleicht irgendwann zufällig wirklich mal etwas Großes und Erfolgreiches zu produzieren. Das ist mein Eindruck. Die Titelwahl mit Anlehnung an aktuelle, ähnlich geartete Blockbuster wie "Olympus has fallen" und "White House Down" - zumal das Weiße Haus zu keiner Sekunde vorkommt - ist da nur das I-Tüpfelchen.
Regisseure wie Werner Herzog haben es mit Filmen wie "Aguirre - der Zorn Gottes" schon vor vielen Jahren vorgemacht, dass man auch mit kleinem Geldbeutel große Filme machen kann, solange man ein kreatives Feuer in sich spürt und exakte Vorstellungen von seiner künstlerischen Arbeit hat. Bei "Operation Olympus" fehlt mir das wie gesagt komplett, und wären da nicht einige wirklich gute Schauspieler (Erin Karpluk als Ellen zum Beispiel), wären 4 Punkte noch zu viel.
(c) KSM Film
wirkung | ACTION | SPECIAL EFFECTS | STORY | atmosphäre | |
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Gesamtwertung: Joe, 4 Punkte
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