Ein recht stranger DVD-Release flatterte mir mit dieser Live-DVD der Industrial-Metal-Götter MINISTRY ins Haus. Einerseits ist es natürlich immer wieder beeindruckend, die intensiven Liveauftritte der Herren Barker, Jourgensen & Co. zu verfolgen, denn kaum eine andere Band verströmt eine derartige Atmosphäre und ist fähig jederzeit alles in Schutt und Asche zu legen. Jedoch ist das, was auf ‚Sphinctour‘ geboten wird stets mit einem faden Beigeschmack behaftet. So stammen die Aufnahmen allesamt von der 96er ‚Filth Pig‘ – Tour und es sollten 13 Tracks von jeweils unterschiedlichen Venues vertreten sein. Fakt ist allerdings, daß sowohl die Bilder als auch der Sound verdammt stark wie Bootlegaufnahmen wirken (extrem dumpfer und höhenarmer Sound trifft auf meist wacklige Bilder, die oft von einer Handkamera aufgezeichnet erscheinen) und auch kein einziger der einzeln anwählbaren Songs tatsächlich nur bei einem bestimmten Gig gefilmt wurde. Vielmehr sind immer wieder verschiedenste Gigs ineinander geschnitten worden und so entstand ein langer und recht ordentlich gemachter Tour-Clip, bei dem nie ein wirkliches Livefeeling aufkommen will. Lediglich die Songauswahl ist erstklassig, wenn auch ein paar mehr ältere Kracher zu Ehren hätten kommen dürfen. Aber wer Songs wie ‘Psalm 69‘, ‘Crumbs‘, ‘Filth Pig‘, ‘So What‘, ‘Just One Fix‘, ‘N.W.O.‘, ‘Thieves‘ oder ‘Stigmata‘ im Programm hat, der kann normalerweise nicht viel falsch machen. MINISTRY-Freaks wird es wohl leider egal sein, wie professionell diese DVD gemacht ist, auch wenn hier ein Videorelease viel angebrachter gewesen wäre. Die Bonüsse der DVD sind nämlich gelinde gesagt ein schlechter Scherz: Tonauswahl zwischen Dolby Surround 5.1 und Dolby Stereo 2.0, der Abspann des Liveauftritts als Extramenüpunkt ‚Credits‘, die Songdirektanwahl und schließlich die grandiose (ähm) Abbildung einiger von der Tour stammenden Backstagepässe. DAS IST DOCH LÄCHERLICH!!! Hier soll lediglich mal wieder die schnelle Mark, äh, der schnelle Euro abgegriffen werden, ohne adäquate Gegenleistungen zu bringen und wie ich mir vorstellen kann, ohne die Zustimmung der Band. Finger weg von dieser Abzocke!