Film-DVD


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Titel:

Midnite Xpress Collection Nr.01: LOVE

Vertrieb: good!movies
Stil:

Thriller / Film Noir

VÖ:  20.07.2007
Spieldauer: ca. 90 min.
Prod.-Land (-Jahr): USA / Serbien-Montenegro 2005
Regie: Vladan Nikolic
Schauspieler: Sergej Trifunovic, Geno Lechner, Peter Gevisser, Didier Flamand
FSK: k.J.

 

Bildformat: 16:9
   
Sprachen:
  • Englisch DD 2.0
Untertitel:
  • Deutsch
Bonusmaterial:
  • Trailer
  • Behind The Scenes
  • Kurzfilm: "Serendipity" von Vladan Nikolic
sonstiges:
  • DigiPak

 

Die Story:

Als Jugoslawien von der Landkarte verschwindet, taucht mit ihm ein Mann unter, der nicht weiß, ob er Serbe oder Kroate, Moslem oder Christ ist. Unter dem Decknamen Onkel Vanya verdingt sich der 'Unsichtbare' fortan als Auftragskiller in New York – der Stadt, die den Heimatlosen dieser Welt schon immer ein geradezu magischer Zufluchtsort war und in der er seiner großen Liebe Anna wieder zu begegnen hofft…
 

Vladen Nikolic, serbischer Filmer aus Belgrad, ging 1992 nach New York wo er zuerst vor allem als Cutter, Autor und Regisseur an Dokumentarfilmen, Werbeclips und Musikvideos beteiligt war. Erste Meriten erwarb er sich mit dem im Bonusmaterial dieser DVD enthaltenen Kurzfilm „Serendipity“, für den er unter anderem den TV Sarajewo Award einheimsen konnte. Sein erster abendfüllender Spielfilm „Burn“ bekam im Jahre 2001 einen Preis bei einem renommierten Independent-Filmfestival in den Staaten.

„Love“ aus dem Jahr 2005 stand den ersten Erfolgen und nichts nach und wurde nach seiner Aufführung ebenfalls mit Preisen auf Festivals in Genf und Barcelona ausgezeichnet.

„Love“ ist gleichzeitig auch der erste Titel einer neuen lobenswerten Reihe namens „Midnite Express Collection“, welche es sich zum Ziel gesetzt hat kleinen teilweise verschollenen unabhängigen Filmen ein Forum zu bieten.

Und dieser erste Titel ist sogleich ein ziemlicher Volltreffer.

Nikolic legt mit „Love“ das Quasi-Sequel zu „Burn“ vor. Ebenso wie bei seinem ersten Spielfilm handelt „Love“ vor allem jugoslawischen Flüchtlingen / Emigranten in New York, gestrandet in einem Moloch von Stadt, entwurzelt und fast jeglicher eigener Identität beraubt.

Da wäre Vanya, der sich als Auftragskiller verdingt, sich nicht heimisch fühlt und nur noch den berüchtigten „letzten Job“ hinter sich bringen möchte. Einst war er seiner großen Liebe Anna nach New York gefolgt, doch ihre Liebe versiegte in den endlosen Schluchten der Großstadt. Noch ahnt er nicht dass er Anna im Zuge seines Auftrages wieder begegnen wird.

Und da wäre Anna, die in einer entpersonifizierten Umgebung ihren Dienst als Ärztin auf Abruf verrichtet und mittlerweile mit einem Cop liiert ist. Einem Cop der sich ebenfalls in seinem Leben nicht wohlfühlt, obwohl er gebürtiger New Yorker ist und lieber Schriftsteller wäre.

Da wäre Vanyas Mittelsmann Jean, Transvestit, der sich als Franzose ausgibt aber in Wahrheit aus dem Ostblock stammt oder der italienische Wurzeln besitzende Killer, welcher im späteren Verlauf auf Vanya angesetzt wird und der Menschen vor allem deswegen tötet um seiner todkranken Frau eine Operation zu ermöglichen.

Alle diese Protagonisten haben eines gemeinsam, sie sind Gestrandete in einem postmodernen Babylon, einem Gewirr von Akzenten und Dialekten, einer unpersönlichen Umgebung.

Nikolic legt seinen modernen Film Noir äußerst dynamisch und vielschichtig an. Charaktere werden eloquent eingeführt, es gibt zahlreiche verschiedene Zeitebenen, welche nicht wenig an „Amores Perros“ erinnern. Immer wieder präsentiert er identische Szenen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Die Kameraführung und das Drehbuch sind „over the top“, jedes Detail fügt sich am Ende schlüssig zusammen. Und fast jeder Protagonist handelt im Verlaufe des Filmes anders als man dies als Zuschauer erwarten würde.

Zuviel möchte ich nicht verraten, es würde zu viel von der inneren Spannung nehmen die „Love“ in sich trägt.

Nur soviel : Liebe ist hier kein verbindendes Element, sie entzweit, trennt und fordert zu ständigem Kampf auf.

Liebe steht hier für verletzte Gefühle und betrogene Hoffnungen. So hat auch beim erneuten dezenten Anlauf die Liebe von Vanya und Anna keine Zukunft, so verliert auch der fürsorgende Ehemann am Ende seine sterbenskranke Frau…..und sein eigenes Leben.

Und auch der etwas schablonenhaft angelegte Charakter des New Yorker Polizisten, der Vanya lange Zeit nur als Nebenbuhler empfindet, bekommt zum Ende des Films seine wichtige Aufgabe. Aber auch er verliert die Liebe von Anna, auch er wird von Verlust gezeichnet. Dass er sich fortan als Schriftsteller versucht und sich so zumindest einen Traum erfüllt mag als leiser Trost durchgehen.

Nikolic hat mit „Love“ das Kunststück vollbracht den Film Noir in die Moderne zu übertragen. Lakonisch sind die Dialoge, ausweglos die Situationen, trotzdem birgt das Ende einiges an Erlösung, für die ein oder andere Hauptfigur.

Eine moderne Version von Kurosawas „Rashomon“, verschiedene Perspektiven klug beleuchtend.

Dabei stellt er New York, von dem es fast nur Seitenstraßen zu sehen gibt, als düsteren und schäbigen Ort dar, in dem sich alle Gestrandeten und Verlorenen des Planeten zu sammeln scheinen. Niemand kann erwarten an solch einem trostlosen Ort Liebe und Geborgenheit zu finden.

Ein toller Film mit guten frischen und unverbrauchten Darstellern, von denen vor allem Sergej Trifunovic (Vanya) als Entdeckung zu bezeichnen ist. Nicht zuletzt die Darstellerleistungen sorgen im Verbund mit der eleganten und äußerst gekonnten Inszenierung für ein herausragendes Filmerlebnis. „Love“ ist ein verdammt starker Independentfilm, der auf die weiteren Wege von Nikolic und Trifunovic neugierig macht.

 

 

Humor Action Gefühl Spannung ANSPRUCH Erotik Besetzung
FILM DVD-EXTRAS

Gesamtwertung: Texas, 10 Punkte

 


 

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