Film-DVD |
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Bonusmaterial: |
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sonst.Besonderheiten: | --- |
Die Story:
HOPE ist die Geschichte einer Erpressung. Francis, ein junger
Mann von Anfang zwanzig, dokumentiert, wie ein angesehener Galerist und
Kunstsachverständiger ein Altarbild aus einer Kirche stiehlt. Doch statt Geld
oder Sachleistungen zu verlangen, besteht er lediglich darauf, dass das Bild in
die Kirche zurückgebracht wird. Ein Idealist? Oder ein Verrückter, dessen Bruder
im Gefängnis sitzt und dessen Freundin statt Liebesbekundungen rätselhafte
Mutproben mit ansehen muss?
’Hope’, die Feature- Film- Premiere des mit Auszeichnungen überhäuften Dokumentarfilmers („Die Mitte“, „Absolut Warhola“) Stanislaw Mucha wandelt auf den Spuren seines übermächtigen und leider viel zu früh verstorbenen Landsmannes Krzysztof Kieslowski („Die zwei Leben der Veronika“, „Drei Farben“- Trilogie). Konsequenterweise zeichnet auch Krzysztof Piesiewicz, der als Koautor für die Kieslowski- Werke „Der Dekalog“ und die„Drei Farben“- Reihe, aber auch für Tom Tykwer („Heaven“) und Danis Tanovic („Wie in der Hölle“) tätig war, für das Skript verantwortlich. Die Zutaten sind ähnlich, eine Bildsprache welche tieferen Sinn erzeugen will, sparsame um Tiefe bemühte Dialoge und eine allumfassende Aussage. Es geht um Schuld, Sühne, Vertrauen und wohl vor allem Hoffnung.
Dass sich Mucha dabei verzettelt liegt an mehreren Gründen. Zum einen sind die Beweggründe der Hauptfigur Francis (eigentlich Frantisek) nicht wirklich nachvollziehbar, man sitzt die ganze Zeit mit einem Fragezeichen über dem Kopf vor dem Bildschirm. Was sicher auch nicht zuletzt daran liegt dass Hauptdarsteller Rafal Fudalej zu keiner Zeit in der Lage ist Sympathien für seine Figur zu erwecken. Francis wirkt desinteressiert, vor allem an seiner Freundin, die er lange Zeit am langen Arm verhungern lässt, aber auch an seinen eigenen Aktionen und Taten. Er ist distanziert, introvertiert und alles in allem schweigsam.
Frantisek hat in jungen Jahren seine Mutter bei einem tragischen Unfall verloren, ein Unfall der nur deswegen passierte weil die Mutter ihn vor eben einem solchen retten wollte. Nun, die Mutter ist tot, Frantisek überlebt. Mit der Überzeugung von nun an unverwundbar und von Gott beschützt zu sein. Wie soll man es sonst verstehen dass der mit blonden Locken ausgestattete ca. 20 jährige Francis des Filmes ausgerechnet den Diebstahl eines Engel- Gemäldes sühnen will, wie soll man es sonst verstehen dass er waghalsige Fallschirmsprünge wagt in denen er den spätesten Zeitpunkt für das Öffnen des Schirmes herausfinden möchte ? Welche Allegorie soll dahinter stecken ? Außer dass Frantisek selbst ein Engel ist, oder sich zumindest als solchen sieht.
Die Familie ist seit dem Unfall zerrüttet, der Vater, damals ein angesehener Dirigent, erlitt bei der Nachricht des Todes seiner Frau einen Schlaganfall und verdingt sich als Organist in eben jener Kirche aus der das Gemälde entwendet wurde. Er lebt seitdem in Wortkargheit mit Frantisek zusammen, verbittert, desillusioniert. Da wäre noch der ältere Bruder von Frantisek, Michal, im Gefängnis einsitzend. Beiläufig erfahren wir dass er zwei Menschen getötet hat und suizidgefährdet ist. Wir erahnen dass er sich die Schuld für den Tod der Mutter gibt, ausgesprochen wird es aber nie. Da wäre noch Klara, Frantiseks Freundin, im Endeffekt die einzige Person die so etwas wie Wärme ausstrahlt, aber dem Treiben ihres Geliebten zu lange verwirrt und ohne Fragen zu stellen beiwohnt. Vielleicht will uns der Film suggerieren dass Frantisek erst durch die von ihm angestrebte Sühne den Weg zurück ins soziale Netz und somit zur „Nestwärme“ finden muss die Klara ihm bieten könnte.
In einer Szene am Ende des Filmes, nachdem Frantisek einen seiner wagemutigen Fallschirmsprünge fast nicht überlebt hat und so etwas wie Angst empfindet, sagt sie ihm nach schnellem und leidenschaftlichen Sex : „Ich mag Dich viel lieber wenn Du Angst hast!“ Soll diese soziale „Reinigung“ die Aussage des Films sein ? Wenn ja, dann wurde das Thema verschenkt, denn zu diesem Zeitpunkt ist man längst nicht mehr bei dem Hauptdarsteller, aus oben genannten Gründen.
Auch die weiteren Charakterzeichnungen sind nur wenig gelungen. Der Kunsthändler Weber, verantwortlich für den Diebstahl des Gemäldes, bleibt blass und agiert vollkommen hilflos auf die Erpressungen von Frantisek. Der „nette“ und auch etwas tumbe Polizist Sopel, ein Pfarrer der alle möglichen Daten sammelt, eine Prostituierte mit der sich Weber amüsiert, der Hehler dem er das Bild verkauft hat. Mehrere Charaktere werden eingebaut ohne dass sie näher beleuchtet werden. Der Film ist ein Paradebeispiel für lose Enden. Der Hehler wird von seinen Auftraggebern erschossen als Weber das Bild von ihm zurückgekauft hat. Ja und? Hier herrscht vor allem Distanz, Distanz zur Story, Distanz zu den Darstellern und ihre Rollen.
Darsteller wie Zbigniew Zamachowski („Der Pianist“, „Drei Farben:Weiss“ „Drei Farben: Rot“) als Sopel oder Wojciech Pszoniak („Der Blick des Odysseus“) als Weber sind völlig verschenkt und verstehen es auch nicht dem distanzierten Treiben ihren Stempel aufzudrücken. Sicher, Frantisek scheint am Ende geläutert zu sein, eine neue bessere Zukunft mit seinem Vater und Klara scheint möglich zu sein, der Bruder hat erfolgreich Selbstmord verübt und seinen Schuldgefühlen nachgegeben, das „Engel“- Gemälde ist wieder an seinem Platz. Aber all dies berührt den Zuschauer nicht.
'Hope' ist Arthouse- Kino ohne Emotion, ohne Witz und eigentlich auch ohne Tiefe. Etwas was im Arte- Spätprogramm läuft, gerne mal gesehen aber auch schnell wieder vergessen wird. Nett, nicht mehr, von der Klasse eines Kieslowskis meilenweit entfernt. Schade…
Humor | Action | ANSPRUCH | Spannung | Erotik | GEFÜHL | Besetzung | |
FILM | DVD-EXTRAS | ||||||
Gesamtwertung: Texas, 7 Punkte
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