Film-DVD |
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Die Story:
Die ungestüme siebzehnjährige Effi Briest heiratet
auf Rat ihrer Eltern Baron von Instetten, einen früheren Verehrer ihrer Mutter.
Instetten ist ein gefühlvoller Mann mit Prinzipien, dem eine glänzende Karriere
bevorsteht. Das Paar zieht zunächst in den kleinen Ostsee-Küstenort Kessin, wo
Effi ein eintöniges Leben erwartet. Bis Major von Crampas auftaucht, ein
Regimentskamerad Instettens und ein charmanter Frauenheld. Effi erfährt durch
ihn, was Liebe und Leidenschaft bedeuten können. Für Crampas wird es eine Affäre
mit tödlichem Ausgang.
Leider dauerte die Freude nicht wirklich lang an. Schon zu Anfang war ich
irritiert, dass wir nicht die junge, wilde, verspielte Effi zu Gesicht bekommen.
Sondern die 17-Jährige, die sich auf einem Ball amüsiert und nur ihren Vetter
Dagobert im Kopf hat. Dort begegnet sie zum ersten Mal Baron von Instetten, der
Jahre zuvor von ihrer Mutter verschmäht wurde, um „den alten Briest“ zu
heiraten. Dieser hatte eine vielversprechendere Karriere als der junge Instetten.
Da er aber nun alle Chancen hat ein bedeutender Mann der Gesellschaft zu werden,
raten die Eltern der armen Effi wider aller Gefühle Dagobert Dagobert sein zu
lassen und Instetten zu heiraten. Gesagt, getan. Es wird zusammen aufs Land
gezogen. Das abgelegene und langweilige Kessin ist die neue Heimat des Paars,
von wo aus an der Karriere Instettens gebastelt werden soll. Schon hier fehlen
mir dutzende Details, die nicht mal zu erahnen sind. Wie sehr es Effi langweilt
in dem beschaulichen Küstenort zu leben, in welcher Beziehung sie zu den
Bewohnern Kessins steht (gerade die tiefe Freundschaft zu dem Apotheker
Gieshübler geht völlig unter) und in welchem Ausmaß sie unter der ungewollten
Ehe leidet (es sei denn man wertet die wohl schmerzliche Vollziehung der
ehelichen Pflichten), kommt rundweg zu kurz. Der Spuk im Haus durch den toten
Chinesen wird oftmals erwähnt, aber von Instettens Intentionen Effis Angst ins
Unermessliche zu treiben, bleibt dem geneigten Zuschauer verschlossen. Die
spätere Affäre mit Major von Crampas geschieht offenbar nicht aus Liebe, sondern
nur zur Befriedigung unerfüllter Leidenschaften. Die Beziehung zu Effis Tochter
und die Bedeutung des Hundes Rollo? Fehlanzeige.
Als eines Tages die Briefe von Crampas gefunden werden, verstößt Instetten Effi
wie in der Vorlage. Aber auch hier wird mir nicht genug gelitten. So
verwunderlicher ist es, dass kurz vor Schluss Effi aus der Kur kommt. Warum war
sie da? Wieso wurde die Kur vorher nie erwähnt? Und wie bringt sie sich und das
ehemalige Kindermädchen, das ihr treu die Stange hält, überhaupt die ganze Zeit
alleine durch? NIX!
Die Krone setzt Huntgeburth dem Ganzen noch auf, indem Effi nicht geläutert zu
ihren Eltern Heim kommen und dort an gebrochenem Herzen und Einsamkeit sterben
darf. Wo ihre Schaukel durch den Wind in Bewegung gebracht wird und der gute
alte Hund Rollo seinem Frauchen deprimiert dreinschauend die Treue am Grabe
sitzend beweist. Nein, warum auch? Effi bricht selbst mit ihren Eltern, weil sie
sich nicht mit Instetten versöhnen will. Sie läuft auf der Straße an ihm vorbei
und zündet sich erstmal ne Kippe an. Hallo??? Wo gibt’s denn sowas?!? Ich bin
froh, dass Fontane das nicht mit ansehen muss!
Es ist sicher nicht einfach einen Klassiker für die heutige Zeit und für das
Massenpublikum aufzubereiten. Aber wenn man sich an so etwas heranwagt, erwarte
ich schon, dass man sich tatsächlich ans Original hält! Aus Effi nun die starke
Emanze machen zu wollen, ist meiner Meinung nach doch etwas dick aufgetragen.
Das Einiges grotesk zusammengefasst oder gar weggelassen wurde, ist schon
schlimm genug. Aber das hat das Schätzchen von 1895 wirklich nicht verdient!
Wer das Original in keiner Form kennt und sich seicht berieseln lassen will,
kann sich das Filmchen gern ansehen. Da könnt man es wohl ein solides Werk
nennen. Wenn man aber Wert auf Authentizität legt und auf eine weitere
pilcherisierte Schmonzette verzichten kann, möge lieber gleich das Buch lesen
oder die Fassbinder-Version schauen. Da darf Effi noch Effi sein, toben,
schaukeln, leiden und tragisch sterben …
Humor | Action | Atmosphäre | Spannung | Anspruch | IDEE | Besetzung | |
Film | DVD-EXTRAS | ||||||
Gesamtwertung: Katja, 6,5
Punkte
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