Film-DVD


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Titel: EFFI BRIEST
Vertrieb: Constantin
Stil: Drama
VÖ: 23.07.2009
Spieldauer: ca. 117 min.
Prod.-Land / Jahr: Deutschland / 2009
Regie: Hermine Huntgeburth
Schauspieler: Julia Jentsch, Misel Maticevic, Sebastian Koch
FSK 12 Jahre

 

Bildformat: 16:9 (2.35:1) anamorph
Tonformat: Dolby Digital 5.1
   
Sprachen:
  • Deutsch Dolby Digital 5.1
Untertitel:
  • Deutsch für Hörgeschädigte
Bonusmaterial:
  • Making of

  • Interviews

  • Zusätzliche Szenen

  • Ueberraschung

 

Die Story:

Die ungestüme siebzehnjährige Effi Briest heiratet auf Rat ihrer Eltern Baron von Instetten, einen früheren Verehrer ihrer Mutter. Instetten ist ein gefühlvoller Mann mit Prinzipien, dem eine glänzende Karriere bevorsteht. Das Paar zieht zunächst in den kleinen Ostsee-Küstenort Kessin, wo Effi ein eintöniges Leben erwartet. Bis Major von Crampas auftaucht, ein Regimentskamerad Instettens und ein charmanter Frauenheld. Effi erfährt durch ihn, was Liebe und Leidenschaft bedeuten können. Für Crampas wird es eine Affäre mit tödlichem Ausgang.
 

Leider dauerte die Freude nicht wirklich lang an. Schon zu Anfang war ich irritiert, dass wir nicht die junge, wilde, verspielte Effi zu Gesicht bekommen. Sondern die 17-Jährige, die sich auf einem Ball amüsiert und nur ihren Vetter Dagobert im Kopf hat. Dort begegnet sie zum ersten Mal Baron von Instetten, der Jahre zuvor von ihrer Mutter verschmäht wurde, um „den alten Briest“ zu heiraten. Dieser hatte eine vielversprechendere Karriere als der junge Instetten. Da er aber nun alle Chancen hat ein bedeutender Mann der Gesellschaft zu werden, raten die Eltern der armen Effi wider aller Gefühle Dagobert Dagobert sein zu lassen und Instetten zu heiraten. Gesagt, getan. Es wird zusammen aufs Land gezogen. Das abgelegene und langweilige Kessin ist die neue Heimat des Paars, von wo aus an der Karriere Instettens gebastelt werden soll. Schon hier fehlen mir dutzende Details, die nicht mal zu erahnen sind. Wie sehr es Effi langweilt in dem beschaulichen Küstenort zu leben, in welcher Beziehung sie zu den Bewohnern Kessins steht (gerade die tiefe Freundschaft zu dem Apotheker Gieshübler geht völlig unter) und in welchem Ausmaß sie unter der ungewollten Ehe leidet (es sei denn man wertet die wohl schmerzliche Vollziehung der ehelichen Pflichten), kommt rundweg zu kurz. Der Spuk im Haus durch den toten Chinesen wird oftmals erwähnt, aber von Instettens Intentionen Effis Angst ins Unermessliche zu treiben, bleibt dem geneigten Zuschauer verschlossen. Die spätere Affäre mit Major von Crampas geschieht offenbar nicht aus Liebe, sondern nur zur Befriedigung unerfüllter Leidenschaften. Die Beziehung zu Effis Tochter und die Bedeutung des Hundes Rollo? Fehlanzeige.
Als eines Tages die Briefe von Crampas gefunden werden, verstößt Instetten Effi wie in der Vorlage. Aber auch hier wird mir nicht genug gelitten. So verwunderlicher ist es, dass kurz vor Schluss Effi aus der Kur kommt. Warum war sie da? Wieso wurde die Kur vorher nie erwähnt? Und wie bringt sie sich und das ehemalige Kindermädchen, das ihr treu die Stange hält, überhaupt die ganze Zeit alleine durch? NIX!
Die Krone setzt Huntgeburth dem Ganzen noch auf, indem Effi nicht geläutert zu ihren Eltern Heim kommen und dort an gebrochenem Herzen und Einsamkeit sterben darf. Wo ihre Schaukel durch den Wind in Bewegung gebracht wird und der gute alte Hund Rollo seinem Frauchen deprimiert dreinschauend die Treue am Grabe sitzend beweist. Nein, warum auch? Effi bricht selbst mit ihren Eltern, weil sie sich nicht mit Instetten versöhnen will. Sie läuft auf der Straße an ihm vorbei und zündet sich erstmal ne Kippe an. Hallo??? Wo gibt’s denn sowas?!? Ich bin froh, dass Fontane das nicht mit ansehen muss!

Es ist sicher nicht einfach einen Klassiker für die heutige Zeit und für das Massenpublikum aufzubereiten. Aber wenn man sich an so etwas heranwagt, erwarte ich schon, dass man sich tatsächlich ans Original hält! Aus Effi nun die starke Emanze machen zu wollen, ist meiner Meinung nach doch etwas dick aufgetragen. Das Einiges grotesk zusammengefasst oder gar weggelassen wurde, ist schon schlimm genug. Aber das hat das Schätzchen von 1895 wirklich nicht verdient!

Wer das Original in keiner Form kennt und sich seicht berieseln lassen will, kann sich das Filmchen gern ansehen. Da könnt man es wohl ein solides Werk nennen. Wenn man aber Wert auf Authentizität legt und auf eine weitere pilcherisierte Schmonzette verzichten kann, möge lieber gleich das Buch lesen oder die Fassbinder-Version schauen. Da darf Effi noch Effi sein, toben, schaukeln, leiden und tragisch sterben …

 

Humor Action Atmosphäre Spannung Anspruch IDEE Besetzung
Film DVD-EXTRAS

Gesamtwertung: Katja, 6,5 Punkte

 


 

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