U - Album |
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Es hat eine Weile gedauert, bis UNDERTOW mit ihrem fünften Album (die Eigenproduktion "Slope" mal außen vor gelassen – Anm.d.A.) um die Ecke kamen und das Ganze ist nun ehrlich gesagt auch schon einige Monate her. Was die drei Herren aus dem guten alten Schwabenländle Anfang dieses Jahres aber auf die Welt losgelassen haben, hat absolut zu Recht einige Wellen geschlagen. Album des Monats im Rock Hard, ein großartiger dritter Platz im Metal Hammer-Soundcheck und generell eine überschwängliche Resonanz von allen Seiten. Das alles ist jedoch nichts Neues für das Trio, denn schon in der Vergangenheit konnten sie mit Vorgängeralben wie "34CE" oder "Milgram" durchweg positive Stimmen hervorlocken. Mittlerweile dürften die drei Schwaben aber pragmatische Realisten geworden sein, denn der richtig große Sprung blieb bisher leider aus. So verhält sich das zumindest bisher auch einige Monate nach der Veröffentlichung des neuen Albums "Don’t Pray To The Ashes". Vielleicht ist aber auch etwas Gutes daran, dass im Falle von UNDERTOW nicht der große Label-Promo-Klamauk stattfindet, die Band sich den Arsch abtourt, zur Fließband-Fabrik der Musikindustrie wird und sich binnen weniger Jahre genau das kaputt macht, was sie sich in den letzten zweieinhalb Dekaden mühsam aufgebaut hat: den Ruf als ehrlicher und überzeugender Garant für mitreißende Alben und ein Gespür für Songs, die einem beim Hören einfach nur den Wunsch aufkommen lassen, die Zeit am liebsten anhalten und den Moment genießen zu wollen. Warum dieses unglaublich lange Einleitungs-Geschwafel? Der ein oder andere unserer geschätzten Leser wird jetzt nicken. Warum? Weil man als leidenschaftlicher Musikhörer und Metalfan eigentlich nicht anders kann, vor allem aber – und da dürften viele diesen Zeilen auch zustimmen – weil UNDERTOW es sich verdient haben, dass sich jemand ein paar wenige Worte mehr abringt, als eine gewöhnliche Standard-Rezension erfordert.
Kommen wir aber nun endlich zu "Don’t Pray To The Ashes". Was die drei Schwaben hier fabriziert haben, ist schlichtweg eine kleine große Meisterleistung, vor der man einfach nur den Hut ziehen muss, denn vom Intro bzw. dem eigentlichen Opener 'The Bitter Taste' bis hin zum letzten, versteckten Song des Albums durchlebt man eine Achterbahn der Gefühle, die ihre einschneidenden Spuren hinterlässt. Das erwähnte 'The Bitter Taste' ist auf seine Art ein Weckruf an die müden Gelenke. Der Körper wird von nach vorne preschenden Riffwänden und einem druckvollen Schlagzeugspiel aus dem Sessel gerissen. Ein „Hallo Welt“ aus Schwaben sozusagen. Das ganze rechnet sich auch vollkommen, denn wer hier nicht gepackt und mitgerissen wird, muss wohl oder übel taub sein. Ähnlich druckvoll startet auch der dritte Track 'Art Of Falling', welcher mit zünftigem Uptempo-Riffing in die erste Runde geht, sich zum Refrain hin nochmal etwas steigert und auch bei selbigem nicht wirklich an Tempo verliert. Hinzu kommt dafür aber eine dieser in der Tat unbeschreiblichen Wohlfühl-Momente, die dieses Album zuhauf ausstrahlt. Es mag an der Art des Gitarrenspiels oder der Melodieführung liegen, aber letztendlich ist es völlig egal, was genau dieses machtlose Gefühl in einem verursacht. Machtlos in Bezug darauf, sich der Musik nicht widersetzen zu können und zu wollen. Kommen wir zum schwergewichtigen und gefühlvollen 'Still Waiting', dessen Groove einen anfangs zu ausgiebigem Slo-Mo-Banging verführt, sich aber schnell in eine nachdenkliche und hilflos anmutende Situation verfrachtet. Genau hier kommt ein weiteres Element von UNDERTOW ganz deutlich zum Tragen: Sänger Joschis Fähigkeit, mit seinen Texten Geschichten zu erzählen und Fragen aufzuwerfen, die einen wochenlang beschäftigen und nicht mehr loslassen können. Übermittelt wird einem das zudem noch mit einer Stimme, die zu jeder Zeit eine gewisse Einzigartigkeit ausstrahlt und dem Gesungenen gleich nochmal eine ganze Schippe mehr Nachdruck verleiht. Weiter geht’s mit 'Threedouble Chime', einem kräftigen und bärenstarken Groove-Monster, dessen geradlinige Art auch den letzten noch lebenden Nerv wachrüttelt. Ein großartiger Drive im Refrain und eine schlichte In-die-Fresse-Attitüde bei den Strophen machen dieses Stück zu einem wahren Reißer. Wahrscheinlich auch deshalb bewusst als Promo-Song für Compilations, Myspace, und Konsorten ausgewählt. Doomig und mit düster geschwängerter Luft geht es bei 'Smoke Garden' weiter. Das Stück ist ein dunkles, melancholisches Meisterwerk, dessen Magie vor allem in der leidenden Stimmung liegt, die sich an einen Strohhalm der Hoffnung zu klammern scheint. Ein weiteres Beispiel für die zu Beginn erwähnte Achterbahnfahrt der Gefühle, auf die man sich mit "Don’t Pray To The Ashes" begibt. Spätestens beim Piano-Ausklang des Songs sollte man die eine oder andere Träne kullern lassen. Wachgerüttelt wird man im Anschluss zumindest von den ersten Riffs des darauffolgenden 'Ashtray Memories', welches einem die UNDERTOW-Welt mal etwas auf den Kopf stellt. Die Pfeiler des Songs, druckvolle und ausgelassene Riffsäulen, treffen auf gefühlvolle und stimmige Strophen. Einfach nur großartig. Kommen wir zu dem Stück, das prädestiniert war für den Gastauftritt von End Of Green-Sänger Michelle Darkness. 'Beyond Dreaming' sorgt in der Tat von Anfang bis Ende für eine unglaubliche Gänsehaut. Die Steigerung vom ruhig-melancholischen Anfang bis hin zur Gefühlsexplosion gegen Ende wird von zwei sich perfekt ergänzenden Stimmen in ungeahnt intensive Höhen emporgehoben. Jungs, das ist Kopfkino par excellence. 'File Under Unexpected' sagt eigentlich schon aus, was als nächstes kommt. Das Trio lässt es hier so richtig krachen. Mit unbändigem Drive hacken die drei Musiker hier ihre wilde alte Kerbe wieder auf, die voller Wut und Zorn zu bersten scheint. Und weil sie eh‘ grade schon dabei sind, die Keule zu schwingen, lassen UNDERTOW zum Abschluss auch gleich noch die klassische, drei Akkorde umfassende Hardcore-Wurzel aufkeimen. Man fühlt sich ohne Scheiß nicht mehr im Schwobaländle, sondern irgendwo im Neunziger-Jahre-Ghetto New Yorks. Absolut räudig und dreckig geben sich die Schwaben hier zum offiziellen Ende der Scheibe. Das inoffizielle Ende könnte schöner nicht ausfallen. Der Hidden Track, ein Akustikstück, welches Sänger Joschi für seine Tochter geschrieben hat und welches eigentlich gar nicht für ein UNDERTOW-Album vorgesehen war, hat glücklicherweise auch seinen Weg auf dieses sowieso schon unschlagbares Album gefunden. Es gehört viel dazu, die Entscheidung zu treffen, solch einen intensiven und intimen Song noch mit auf das Album zu packen. Dafür gehört vor allem Joschi ein großer Dank ausgesprochen. Das, was hier abläuft, ist wahre Liebe, so warm und ehrlich, wie sie nur sein kann. Sorry, aber lasst mich noch kurz zum Fazit kommen, bevor hier gleich alle Dämme brechen.
UNDERTOW schaffen mit "Don’t Pray To The Ashes" etwas, das man heutzutage nur noch selten erfahren kann. Sie verleihen ihrer Musik Seele, und das bei jedem Atemzug. Egal, ob sie forsch und wild in die Eisen steigen, oder gefühlvoll und melancholisch die wundesten Punkte berühren. Sie leben ihre Musik. Das hört man bei jedem gespielten Ton, bei jedem gesungenen, bedeutungsvollen Wort, bei jeder noch so reinen und ursprünglichen Stimmung, die diese Songs im Hörer auslösen. Dafür sollte man sich vor ihnen verneigen. Chapeau! Man könnte auch einfach nur sagen: Danke, dass es Euch gibt!
Marcel, 12 Punkte
2010 ist wieder ein neues Album von UNDERTOW zu haben. 'Don't Pray To The Ashes ...', fordern sie uns auf. OK, dann beten wir mal nicht zur Asche (ein denglisches Wortspiel?), sondern hören uns an, was die schwäbischen Doom/ Thrash Veteranen 2010 abgeliefert haben. Schließlich sind sie seit über zehn Jahren Garanten für harten, schwermütigen Stoff, der mit einem feinen Gespür für gute Songstrukturen und Hooks unters Volk gebracht wird.
Auch auf diesem neuen Album geht man keinen neuen Weg, sondern bietet altbewährte Kost - und zwar in altbewährter Klasse! UNDERTOW sind eine dieser Bands, die in schöner Regelmäßigkeit gute Alben abliefern, sich über die Bühnen der Republik ackern und denen doch der große Erfolg verwehrt bleibt. Songs wie das fantastische "Smoke Garden" werden nie im Radio gespielt werden und die Massen sicherlich auch nicht auf die Tanzfläche treiben, bestechen aber durch großes Gespür für Emotion und eine zarte, fast fragile melodische Komponente, die sich hinter den harten E-Gitarren langsam ins Gehirn schleicht. Einfach gut!
Klar kann das Trio auch eingängiger und härter. Das beweist gleich der Opener "The Bitter Taste", ein flotter Headbanger, der einfach nur Spaß macht. Auch richtig balladesk können die Jungs zu Werke gehen. "Beyond Dreaming" ist ein wunderschöner, sehr gefühlvoller Song und gleichzeitig ganz sicher keine 08/15 Ballade. Ganz ausgezeichnet passen hier auch die Gastvocals von Michelle Darkness, seines Zeichens Fronter von END OF GREEN. Gleich danach geht's mit "File Under Unexpected" wieder richtig heftig zur Sache. Das vermeintlich letzte Sück "Drenched in Gasoline" schlägt in die gleiche Kerbe: ein wütender, schneller Song, der einen zum Headbangen anstiftet, der aber nach 3:12 Minuten aufhört, obwohl die Scheibe weiter läuft. Nach 8:10 Minuten beginnt dann der "hidden Track" und tatsächliche "Rausschmeißer" des Albums. Erneut legen UNDERTOW hier eine wirklich tolle, sehr ruhige Ballade vor, die mich ein Bisschen an Peter Gabriel erinnert. Sehr schöner Abschluss eines richtig guten Albums! Wie das Stpck heißt, würde mich aber doch noch interessieren ...
UNDERTOW 2010 ist wie auch die Jahr zuvor kraftvoll, intensiv, bewegend, tief emotional, aggressiv, melodisch, wütend, traurig, melancholisch und einfach rundum klasse!
Stefan, 10,5 Punkte
Die Songs:
1. Intro
2. The Bitter Taste
3. Art Of Falling
4. Still Waiting
5. Threedouble Chime
6. Smoke Garden
7. Ashtray Memories
8. Beyond Dreaming
9. File Under Unexpected
10.Drenched In Gasoline
11.Hidden Track
sonstige Reviews:
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