S - Album |
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Ich nehm's vorweg: Einzig die mit 36:11 Minuten verdammt kurze Spielzeit (für ein Album einfach zu wenig) verhindert hier die Höchstpunktzahl für 'Mezmerize'. Zumal wenn man weiß, dass dies Teil eins eines "Quasi-Doppelalbums" ist, dessen zweiter Teil bald nachgeschoben werden soll. Wenn die zweite Scheibe genauso lang ist, dann hätte man alles auf einen Silberling bannen können und nicht dem Fan zweimal den Preis für eine reguläre CD rausleiern müssen! Diese Marketingstragegie passt eigentlich gar nicht zur Attitüde von SOAD.
Seis drum, kommen wir zur Musik: Ich zugeben, dass in diesen 36:11 Minuten keine einzige Sekunde überflüssig oder nervig ist. Die volle Spielzeit über ist die CD ein absoluter Killer! Die beste Rockmusik dieser Tage hat ihre Wurzeln eindeutig in Armenien!
Es reiht sich ein Killer an den Anderen, selbst das Intro ist alles Andere als Überflüssig sondern bildet einen perfekten Einstieg zum Opener und absoluten Megakracher "B.Y.O.B.". Dieser, den Irak-Krieg kritisierende Song, ist schrill, brachial, brutal und dann doch mit feinen, eingängigen Melodien versehen und fern von allen typischen Rock- und Metal-Klischees. Klasse!
Komischerweise ist die Musik von SYSTEM OF A DOWN relativ leicht dem Nu-Metal zuzuordnen. Wenn es aber darum geht, den Sound genauer zu beschreiben wirds schwierig. Für mich klingt es, als hätten SOAD die Splitter der Grenzpfosten eingesammelt, die QUEEN, SLAYER, NAPALM DEATH, FAITH NO MORE und PRIMUS mit ihrer Musik durchbrochen haben. Dann haben sie das ganze Gefizzel genommen und etwas völlig Neuartiges daraus zusammengeklebt. Die Gitarren klingen etwas dünn, fast wie so manche 80er-Jahre US-Metalband, das tut der überschäumenden Aggressivität in den Stücken aber keinen Abbruch. Gitarrist Daron übernimmt diesmal wesentlich mehr Anteile beim Gesang. Serj ist fast nur noch bei den schnelleren Teilen alleine zu hören. Das macht aber gar nichts, im Gegenteil: Dadruch klingt SOAD noch variabler und die Anzahl der Choreinsätze wird noch erhöht, gegenüber den früheren Outputs.
Über die bitterbösen, sarkastischen und intelligenten Texte braucht man bei den Burschen ja eh kein Wort zu verlieren. SOAD sind eine Band, die was zu sagen hat und sie sagen es laut und direkt ins Gesicht all derer, die sie kritisieren. "Warum kämpfen nicht die Präsidenten im Krieg, warum werden immer die Armen geschickt?", ist die anklagende Frage in "B.Y.O.B.". Dabei geht es um ein Phänomen, das in den USA auch schon im Vietnamkrieg zu beobachten war. Es werden immer die ärmeren Schichten in den Krieg geschickt. Söhne aus besserem Haus kommen selten an die Front.
"Revenga", der zweite Song, wechselt zwischen schnellen hektischen Parts und lässigen Midtempo-Parts und fesselt mit seinem eingängigen Chorus. Danach schließt sich mit "Cigaro" das härteste und, meiner Meinung nach auch beste, Stück der Scheibe an. Dreckig, hart, brutal und gefährlich klingt der Titel, mit teilweise aberwitzigem Gesang von Daron, als perfektem Gegenpart zu Serj's aggressivem Geschrei - Göttlich. Kurz und schmerzlos mit kranken Lyrics, so mag ich das! "Radio/Video" fängt mit einer entspannten Gitarrenfigur an, in die ein Akkordeon einstimmt, ehe wieder das Gitarren-Brett zuschlägt um dann in Polka umzuschwenken. Was ein Hammer! Dazu noch der mehrstimmige Gesang, der einem die Gänsehaut den Rücken hoch- und runterjagt. Diese Elemente kommen im Wechsel und am Ende werden auch noch Reaggea-Elemente eingewoben. Was sind das nur für endgeile Musiker und was ist Daron Malakian für ein exzellenter Songschreiber. Diesen Wust an Klängen, Musikstilen und Texten so zusammenzufügen, dass ein schlüssiges, eingängiges Ganzes daraus entsteht, das sowohl überaus brachial ist, als auch radiotauglich und mit poppigen Refrains ausgestattet, das ist schon einmalig!
Mit solchem Klasse-Material geht es auch weiter: "This Cocaine Makes Me Feel Like I'm On This Song", "Violent Pornography", "Question!", "Sad Statue", "Old School Hollywood" killen alle auf der ganzen Linie! Einzig der Rausschmeißer "Lost In Hollywood" plätschert ein wenig uninspiriert daher. Das macht aber nichts, dieses Album muss man haben. Punkt!!!
Stefan, 11 Punkte
Natürlich ist ‘Toxcity’ ein Jahrhundertalbum - ein Album, das eine ganze Generation Musikhörer berührt hat, das fast so wichtig ist, wie es ‘Nevermind’ für viele Kids Anfang der Neunziger war. SOAD haben bewiesen, daß es möglich ist, Metal/Hardcore mit exotischen Melodien, viel Drama und Aggression, Melancholie und Groove zu paaren. In einer derart intensiven Form hat es diese Kombination zuvor nicht gegeben. ‚Mesmerize’ ist ein würdiger Nachfolger von ‚Toxicity’ (‚Steal This Album’ mal nicht mitgezählt, da Outtakes). Nicht so revolutionär und aufregend neuartig – was in der Natur der Sache eines Nachfolgers liegt – aber würdig im Sinne von herausragenden Songs und unglaublicher musikalischer Kreativität, die der L.A.-Vierer wieder mal an den Tag legt. Seien es Hardcore-Eruptionen vom Schlage ‚Cigaro’ und ‚This Cocaine Makes Me Feel Like I´m On This Song’, Laut/Leise-Dynamik-Stücke mit Ohrwurmgarantie wie die göttlichen ‚Radio/Video’ und ‚Sad Statue’ oder die famose, von Gitarrist Daron Malakian gesungene Ballade ‚Lost In Hollywood’, in welcher die Band mit jener Scheinwelt abrechnet – SYSTEM OF A DOWN untermauern mit dem (leider nur 36-minütigen) ‚Mesmerize’ ihre Ausnahmestellung und sind nach wie vor eine der wichtigsten Bands der Gegenwart!
Andreas, 11 Punkte
sonstige Benotungen: Hage, 11 Punkte
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