Q - Classix-Album


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Band: QUEENSRÿCHE
Titel: Operation: Mindcrime
Label: EMI
Homepage: www.queensryche.com
Stil: Melodic Metal/Rock
VÖ:  1988
Spieldauer: 15 Tracks / 59:16 min.

 

"Here's a gun, take it home - wait by the phone ..."
Nikki ist ein Killer. Es war nicht sein Ziel einer zu werden - er hatte überhaupt keine Ziele, bis er in den Dunstkreis von Dr. X geriet. Orientierungs- und emotionslos streifte er umher, tat dies und das um an Geld zu kommen. So war es ein leichtes für Dr. X, den Führer einer Untergrundbewegung, Nikki mit Hilfe von Heroin und pathetischen Versprechungen ("they said, my mission saved the world") zu seinem Gefolgsmann zu machen. Ohne zu fragen und ohne die genauen Ziele seines neuen Mentors zu verstehen, führt er blind dessen Befehle aus. Er versteckt sich in einem einsamen Zimmer und wartet neben dem Telefon, bis der nächste Mordauftrag kommt. Wenn er von seinen Aufträgen zurückkommt, zündet er jeweils eine neue Kerze an "I look around, my room is filled with candles. Each one a story, but they end the same". Neben dem Telefon ist die Nonne (!) Mary (dieser Name ist mit Sicherheit nicht zufällig gewählt worden) sein einziger Kontakt zur Organisation. Sie ist diejenige, die ihm seinen Stoff bringt und in die er sich schließlich auch verliebt. Doch dann kommt der Befehl sie zu töten...

Diese Story ist so brillant und bis ins kleinste Detail durchdacht, dass man ganz unwillkürlich einen Film im Kopf ablaufen lässt, während man den Klängen des Albums lauscht. Text und Musik gehen hier eine absolut perfekte Verbindung ein und erschaffen nahezu alle Schattierungen, die man in der Welt seiner eigenen Emotionen schon gesehen hat. Beinahe jede Zeile ist so bedeutungsschwer und verstrickt, wie ein Kapitel eines Romans von John Irving. Der Sound bietet das ganze Album hindurch so viel Abwechslung und Überraschungen, das man sich selbst nach dem hundertsten Durchlauf noch an den feinen Nuancen zwischen der rohen Gitarrengewalt, sowie an dem phantastischen und traumhaft ineinandergreifenden Zusammenspiel von Lyrik und Komposition erfreuen kann.

Zu der Zeit, als ich mir die Schallplatte zulegte (1988) war ich ein reiner Metal Fan, auf Iron Maiden, Metallica, Slayer und Konsorten geeicht. Ich erwartete nicht weniger als das Album des Jahrhunderts - so sehr war es in der einschlägigen Presse gefeiert worden. Nach dem ersten Durchlauf wusste ich zwar, dass ich da was ganz besonderes gekauft hatte, aber war auch etwas irritiert. Es klang einfach nicht wie ein Metal-Album - trotz harter Gitarren, pumpender Bässe und einem (für damalige Verhältnisse) unglaublich hart und klar produzierten Schlagzeugsound. Über Monate hinweg legte ich die Platte immer wieder auf und näherte mich Stück um Stück der eigentlichen Faszination. Bald merkte ich, dass es einfach keine Ecken und Kanten gab, an denen ich mich festhalten konnte. Dieses Album ist mehr wie ein Gemälde. Es ist wie eine Naturaufnahme mit borstigem und brüchigen Pinsel in Öl gemalt, bei dem nach dem Antrocknen noch einmal die Konturen nachgezogen wurden. Man betrachtet es von oben nach unten und von links nach rechts und wird dabei träumerisch sicher von den Aufwürfen des Pinsels geführt. Nach und nach prägt man sich jeden Zentimeter ein, ohne irgendwo anzustoßen. Hier sitzt einfach jeder Ton an der richtigen Stelle!

Geoff Tate (Gesang), Chris DeGarmo (Gitarre), Michael Wilton (Gitarre), Eddie Jackson (Bass) und Scott Rockenfield (Schlagzeug / Keyboards) haben mit "Operation:Mindcrime" ein Meisterwerk abgeliefert, das bis heute nach etwas Gleichwertigem sucht!

 

Die Stücke im Einzelnen:

 

01. 'I Remember Now' (Prolog)
Nikki wacht in einem Krankenhaus auf. Er beginnt sich an die zurückliegenden Ereignisse zu erinnern. Die Geschichte beginnt ...

 

02. 'Anarchy-X' (Instrumental)
Ein harter Aufgalopp, der musikalische Weckruf für den Zuhörer. Militärische Rhythmik gemischt mit den Geräuschen einer Menschenmenge vermittelt Unruhe und Aufbruchstimmung.

 

03. 'Revolution Calling'
Der Vorhang hebt sich: Nikki stellt sich und sein verkorkstes Leben dar und wie er in die Fänge von Dr. X gerät. Das Stück ist ein guter Rocker: kraftvoll, selbstbewusst und stark, so wie der "neue" Nikki nachdem er endlich eine Aufgabe bekommen hat.

 

04. 'Operation: Mindcrime'
Rauh und erbarmungslos an der Oberfläche, aber sauber und systematisch darunter. Wie das Thema des Stücks, so ist auch die Musik. Nikki zweifelt und wird von Dr. X von seinen zweifeln "geheilt", mit Heroin und schönen Worten. Wirklich stark und treibend. Ein Lehrstück ist die Bassarbeit: Sauber und präzise webt der Tieftöner am Soundteppich, der Grundlage des Stücks, und bringt gleichzeitig doch soviel Unruhe hinein, das der Song einfach nicht an einem vorbeifließen kann und die Aussage optimal unterstützt wird.

 

05. 'Speak'
Restlos überzeugt zieht Nikki nun los und tut seinen Job. Begeisterung, Sicherheit und Stärke werden durch schneidende leidlich melodische Gitarren zum Hörer transportiert. Nikki weiß zwar noch nicht genau, was gespielt wird, aber er hat seine Feindbilder und sein Leitmotiv ("Speak the word - the word is all of us"), das reicht. Hart, schnell treibend und dennoch melodisch.

 

06. 'Spreading The Disease'
Nikki erkennt durch Mary und durch ihre Geschichte, die seiner stark ähnelt, wie die Dinge laufen. Jeder ist nur auf seinen Vorteil bedacht und benutzt andere um seine Ziele und Wünsche zu verwirklichen. Mary wird benutzt um Ihn bei der Stange zu halten. Der Gesang klingt nüchtern und leicht resigniert. Brillante Schlagzeugarbeit und ein überraschender Mittelteil.

 

07 'The Mission'
Nikki erkennt mehr und mehr wie er benutzt wird und beginnt zu zweifeln. Nach einem ruhigen Intro kommt ein wütendes Aufbegehren. Verzweifelt krallt er sich an Mary, die ihm die Nächte versüßt - nicht nur mit Heroin. Sehr stark, sehr emotional und überzeugend.

 

08 'Suite Sister Mary'
Der Höhepunkt! Nach dem Dr. X den Tötungsbefehl gegen Mary ausgesprochen hat, finden sich Nikki und Mary in einer zehnminütigen Orgie aus Hass, Furcht, Angst, Wut und Verzweiflung. Nikki geht zu ihr und versucht sie zu überzeugen mit ihm zu fliehen, nachdem er nun erkannt hat was gespielt wird und in welcher Gefahr sie alle schweben. Das Stück steigert sich von Minute zu Minute in ein gigantisches Inferno. Am Ende kollabiert es förmlich und lässt den Hörer völlig im Unklaren über das Geschehene. War Nikki doch wieder im Drogenrausch? Hat sie nicht auf ihn gehört und er ging wieder "unverrichteter" Dinge? Der Song ist sowohl der musikalische Höhepunkt als auch der Wendepunkt in der Geschichte. Chris DeGarmo, der damalige Gitarrist und Hauptsongwriter von Queensryche behauptete, dass es sich bei den Chören nicht um einen professionellen Kirchenchor handelte, sondern einfach um alle, die zur Zeit der Aufnahmen im Studio herumhingen. Jeder wurde zu einer Gruppe hinters Mikrofon gezerrt um sein bestes für "Suite Sister Mary" zu geben. Kaum vorstellbar, bei diesem brillanten Ergebnis. Geoff Tate liefert ganz nebenbei noch eine bärenstarke Gesangsleistung ab!

 

09. 'The Needle Lies'
Die eigene Abhängigkeit zu erkennen ist einfach - sie auszulöschen dagegen äußerst schwer! Dr. X spricht es aus: "You can't walk away now!". Da nützt es auch nichts, dass Nikki sich mit einem Messer "the needle lies" in den Arm ritzt um jedes Mal daran erinnert zu werden, wenn er wieder zur Nadel greift. Schnell, hart und brachial geht die Band bei diesem Stück zu Werke. Ein absoluter Knaller!

 

10. 'Electric Requiem' (Instrumental)
Die Ernüchterung! Der Hörer erkennt nun, was in "Suite Sister Mary passiert ist". Nikki ist irritiert und verzweifelt. Er flieht hinaus auf die Straße...

 

11. 'Breaking The Silence'
…und schreit seinen Schmerz hinaus. Nichts, was er mit Mary geteilt hat, bedeutet noch etwas. Er sieht sich betrogen und verlassen. Mitreißend und hart - eines der Highlights unter all den anderen Perlen auf diesem Album.

 

12. 'I Don't Believe In Love'
Die Aufgabe. Nikki wird neben Marys Leiche gefasst - doch das zählt nicht mehr. Ihm ist nun klar, dass sie das wichtigste in seinem Leben war. Das Ziel, der Grund zu leben, der ihm immer gefehlt hat. Nun ist er allein und verlassen. Er fühlt sich ausgenutzt und betrogen. Verbittert versucht er sich einzureden, dass sie niemals wirklich da war. Das Stück ist ein echter Hammer.

 

13. 'Waiting For 22' (Instrumental)
Leere und Trauer umhüllen Nikki.

 

14. 'My Empty Room'
Orientierungslosigkeit und Verzweiflung - kurz und bewegend!

 

15. 'Eyes Of A Stranger'
Nun ist er ganz allein mit all seinen Verbrechen. Alles wird klarer und er durchschaut das gesamte Spiel: sich selbst und seine Rolle, die von Mary und die von Dr. X. Wenn er jetzt in den Spiegel schaut sieht er die Augen eines Fremden.
Furioses Finale eines genialen Albums!

 

Viele werden mich als Frevler bezeichnen, wenn ich sage, dass ich 'Operation: Mindcrime' noch über PINK FLOYD's Geniestreich "The Wall" stelle. Ich finde das Meisterwerk von QUEENSRYCHE einfach tighter, in sich schlüssiger, aussagekräftiger und trotz der symbolhaften Lyrik weit mehr "down to earth" als den Überflieger der Mannen um John Waters.

Schlicht und ergreifend das beste Rockalbum überhaupt!

Stefan, 12 Punkte

sonstige Wertungen: Hage, 12 Punkte

 

Die Songs:

 

1. I Remember Now
2. Anarchy-X
3. Revolution Calling
4. Operation: Mindcrime
5. Speak
6. Spreading The Disease
7. The Mission
8. Suite Sister Mary
9. The Needle Lies
10. Electric Requiem
11. Breaking The Silence
12. I Don't Believe In Love
13. Waiting For 22
14. My Empty Room
15. Eyes Of A Stranger


 

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