M - Album


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Band: MINISTRY  
Titel: Rio Grande Blood  
Label: 13th Planet / Soulfood  
Homepage: www.ministrymusic.org

Stil: Industrial Metal
VÖ: 05.05.2006
Spieldauer: 10 Tracks / 51:28 Min.

 

’Houses Of The Molé’ war ganz großer Sport und ’Rio Grande Blood’ führt genau diese hammergeile Schiene fort. Noch metallischer, kompakter, genauso anti-Bush (was ein fieser, grandioser und nachgeholfen ehrlicher Killeropener-Titelsong, der das „Satan-Bush-Super-Pig“-Ausnahme-Coverartwork perfekt vertont und dezent an ’N.W.O.’ erinnert) und schlicht ein weiterer Meilenstein in der Karriere dieser göttlichen Ausnahmeformation um Al Jourgensen. Das Mitwirken von Ex-PRONG-Mastermind Tommy Victor ist bei Songs wie ’Gangreen’ (mit dem ’Full Metal Jacket’-Drill-Trainer Sgt.Major als Gast) kaum zu überhören und Neu-Basser Paul Raven (Ex-KILLING JOKE, Ex-PRONG) hat sicher seinen Teil zu großen Passagen wie dem Über-Chorus von ’Lies Lies Lies’ oder dem beschwörenden ’Khyber Pass’ beigetragen. Aber gerade die Terror-like in die Fresse smashenden Granaten wie ’Senor Peligro’ (SLAYER meets CANNIBAL CORPSE-Riffing!!!), ’The Great Satan’ (was ein Hit!) oder der EXODUS-like Thrasher ’Palestina’ (inkl. FILTER-artigen Chorus-Vocals) sollten tagtäglich in ohrenbetäubender Lautstärke als Sound-Bomben ins Weiße Haus abgefeuert werden. Al´s alter LARD-Kumpel Jello Biafra ist beim Oberfiesling ’Ass Clown’ als Gast am Start und wenn beim, als tonnenschweres Schleppmonster beginnenden ’Fear (Is Big Business)’ gegen Ende das gepitchte SLAYER-Riffing losbrettert, ist die Brücke zum Band-Meilenstein ’Psalm 69’ geschlagen, und das ist verdammt gut so!

Einmal mehr ein ganz großes MINISTRY-Werk, dem hoffentlich mehr Aufmerksamkeit zuteil wird, wie dem doch leider etwas untergegangenen Vorgänger!

Hage, 11,5 Punkte

 

Al Jourgensen: Unmengen diverser Drogen und jede Menge Hasser haben es nicht geschafft diesen Mann umzubringen, zu stoppen oder auch nur seinen scharfen Blick für das politische Geschehen in der Welt und ganz besonders in seiner Heimat, den US of A, zu trüben.

In letzter Zeit fällt mir immer mehr auf, was für ein Glück wir doch haben in einer Demokratie zu leben. Auch wenn diese gerade in Europa einige Krisen durchzustehen hat (s. h. die letzten Wahlen in Deutschland und Italien). Man kann fast alles sagen, was man will und auf die Dinge mit dem Finger zeigen, die einen stören, bzw. die einfach nicht richtig sind. Von diesen Freiheiten wird auch immer wieder gebrauch gemacht, besonders in den USA. Dennoch hat man manchmal das Gefühl, dass die Leute die Wahrheit nicht sehen wollen - oder wie sind die zwei Wahlsiege von George W. Bush sonst zu erklären? Über die Verstrickungen seiner Regierung in große Industriezweige, die Kontakte zum Bin Laden Clan und seinen christlicher Fundamentalismus, der das genaue Gegenteil einer freiheitlich demokratischen Grundordnung darstellt, ist nun wirklich zur Genüge in allen Medien berichtet worden. Beeindruckt hat das aber seltsamerweise niemanden.

Hier kommt nun Al Jourgensen ins Spiel:

Anfang der 90er, als George Sen. noch Präsident war, hat er in einem Interview mal auf die Frage nach seiner musikalischen Ausrichtung gesagt, dass man in einem Land, in dem George Bush regiert, keine Popmusik machen kann. Heute, da der Junior an der Macht ist, scheint das noch viel mehr zu gelten. 'Rio Grande Blood' ist ein einziges politisches Statement gegen Bush, seine Regierung und seine Politik. Ich möchte mich hier allerdings nicht über die textlichen Inhalte der 10 Songs auf diesem Hammeralbum auslassen, sondern mich allein auf die Musik konzentrieren.

 

Anfang der 90er gab es neben Grunge und Metal mit Hip-Hop-Einflüssen noch eine dritte große Strömung, die aus dem Schattendasein in den Mainstream drängte: Industrial Metal! Die Speerspitze bildeten MINISTRY, die mit ihrem kalten, aggressiven Sound damals den Nerv eines großen publikums trafen. MINISTRY waren gewaltig, brutal und zerstörerisch. Verzerrte Sounds und gequälte Instrumente, die teilweise fast schon Schmerzen beim Hören bereiteten, waren ihr Markenzeichen. Dennoch waren die Songs auch tanzbar und publikumstauglich strukturiert. Nach 'Psalm 69' kam dann aber ein Einbruch und MINISTRY musste wieder kleine Brötchen backen. Doch jetzt sind sie wieder da! Für mich ist 'Rio Grande Blood' das beste MINISTRY Album seit 'Psalm 69'!

Die Songs sind hart, brutal und größtenteils schnell. Sie kommen immer zum Punkt und die Akzente werden gekonnt gesetzt. Sei es ein kurzes Gitarrensolo, diverse Geräusche, Verfremdungen oder die zahlreichen Samples, besonders von Bush-Reden.

Gleich der Titeltrack beginnt mit Bush-Aussagen, die so zusammengestellt sind, dass er sich selbst als Terrorist und Diktator bezeichnet. Das Stück geht pausenlos nach vorne und wird nur durch maschinengewehrartige Riff- und Schlagzeugsalven aufgelockert. Gleich in Anschluss gibt's mein persönliches Lieblingsstück der Scheibe: "Senor Peligro" kombiniert SLAYER-Riffs mit langsamen, stampfenden Parts und superschnellem Drumming. "Gang Green" ist dann eine Bitterböse Abrechnung mit dem so mystifizierten US Marines Corps und besteht aus hypnotischen Riffs, Samples und Sprechgesang, ehe es dann am Ende wieder schnell wird. Das folgende "Fear (Is Big Business)" beginnt dann schleppend, wie ein industriell angereicherter Doom Meta Song, ehe es dann wieder hyperschnell weitergeht. Auch hier klingt's stark nach SLAYER. Besonders Riffing und Solo könnten vom Duo Hannenmann/ King stammen.  Kurz, hart und heftig! "Lies Lies Lies" ist sehr düster und ist für MINISTRY-Verhältnisse ziemlich warm und lebendig. Hier hört man keine kalte, zerstörerische Wut. Bei diesem Song sind tiefe Emotionen dabei und wohl auch ein wenig Frustration. An sechster Stelle kommt ein Remix des bereits veröffentlichten "The Great Satan", das auch nur einfach wieder gnadenlos nach vorne losgeht. Die schneidende Präzision von Herrn Jourgensen ist immer wieder bewundernswert. Jedes Riff, jedes Break, jedes Geräusch sitzt genau an der richtigen Stelle.

So stark geht es bis zum Schluss weiter. Mit "Khyber Pass" wurde allerdings ein etwas schwacher Rausschmeißer gewählt, der seltsam Eindruckslos an einem vorbei zieht. Egal, der rest des Albums killt! Ein Schlag in die Fresse, wie seit ... ja, genau: Wie seit Psalm 69 nicht mehr für möglich gehalten.

Stefan, 11 Punkte

 

Weitere Reviews: 'Houses Of The Mole' (2004)
'AnimositisominA' (2003)
'Live - Sphinctour' DVD (2002)


Die Songs:

  1. Rio Grande Blood
  2. Senor Peligro
  3. Gang Green (feat. Sgt. Major)
  4. Fear (Is Big Business)
  5. Lies Lies Lies
  6. The Great Satan
  7. Yellow Cake
  8. Palestina
  9. Ass Clown (feat. Jello Biafra)
  10. Khyber Pass


 

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