D - Album |
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Das amerikanische Label Laser`s Edge und vor allem dessen Division Sensory Records entpuppt sich immer mehr als eine Quelle guten Prog Metals. BEHIND THE CURTAIN, CIRCUS MAXIMUS, DIVIDED MULTITUDE, REDEMPTION, STRIDE oder ZERO HOUR, alles gute bis brillante Bands, und wir wollen auch erst recht nicht die älteren Veröffentlichungen wie zum Beispiel von SPIRAL ARCHITECT oder GORDIAN KNOT vergessen. Nun haben wir es mit DEGREE ABSOLUTE zu tun, einer Band die bereits 1999 vom Multiinstrumentalisten Aaron Bell (Vocals, Guitars, Synthesizers & Keyboards) ins Leben gerufen wurde, aber erst jetzt mit dem Debüt-Longplayer aufwartet. Dies ist vor allem dadurch geschuldet dass Mr. Bell die ganze Sache anfangs eher als Ein-Mann-Projekt betrachtete und erst etwas später einsah dass er nur mit weiteren Sidekicks vorankommen würde. So holte er sich mit Bassist Dave Lindeman einen Kommilitonen aus alten Zeiten am BERKLEE COLLEGE OF MUSIC ins Boot und komplettierte mit Drummer Doug Beary, der in der Vergangenheit bei der fantastischen Melodic Prog-Band DEFYANCE zockte, schlussendlich das Line-up. In Sachen Songwriting hatten Bell`s Mitstreiter auf dem nun vorliegenden Album allerdings nichts zu kamellen gehabt. Eines schon mal vorweg, auch wenn Aaron Bell streckenweise wie Ray Alder`s kleinerer noch etwas unausgereifter Bruder klingt, auch wenn das coole „Laughing Alone“ den Eindruck erweckt ein Outtake von FATES WARNING zu „Parallels“ / „Inside Out“-Zeiten zu sein ist dieses Album insgesamt eher Jüngern von WATCHTOWER / SPASTIC INK, GORDIAN KNOT oder SPIRAL ARCHITECT denn Freunden des etwas melodiöseren Progs vom Schlage eben FATES WARNING oder DREAM THEATER zu empfehlen. Dies liegt an der teilweise doch recht heftigen Jazz / Ambient-Ausrichtung, an dem Kontrast zwischen melodiösen Gesangsparts und harten oft verqueren Riffs und Tonfolgen, die nicht gerade Easy Listening-Atmosphäre ausstrahlen. Wer aber ähnlich wie meine Wenigkeit beide Strömungen nahezu vergöttert wird an DEGREE ABSOLUTE durchaus Freude haben. Gleich der Opener „Exist“ weiß zu begeistern, schäumt er doch vor Ideen nur so über. Stakkato-Riffs, Start and Go-Technik, jazzige Elemente, thrashige Parts, ausufernde Soli sind alles Elemente die bei „Exist“ zu finden sind, dazu gesellt sich der chamäleonartige Gesang, der mal sehr melodisch, dann wieder aggressiv ist und sich der jeweiligen Grundstimmung gut anpasst. Erstaunlich dass man trotz aller stilistischen Mittel in der Lage ist dem Song einen roten Faden zu verleihen. Auch das bereits erwähnte „Laughing alone“ ist als Highlight zu bezeichnen, fantastisch wie Bell sich dort mit Gastgitarrist Marcus Peterson in den zweistimmigen Gitarrenpassagen die Bälle zuwirft. Auch schon erwähnt wurde bereits die Nähe zu Ray Alder`s Gesangsakrobatik, die bei „Laughing alone“ besonders zutage tritt. Auch wird hier eine ähnlich steril-kalte, aber durch und durch faszinierende Atmosphäre wie man sie von den letzten sechs FATES WARNING-Alben kennt, aufgebaut. Es ist schon erstaunlich wie gut man in der Lage ist mit harten aggressiven Passagen, technischem Gefrickel ebenso wie mit ruhigeren Einschüben zu jonglieren, das ist aller Ehren wert. Die düstere Ballade „Confession“ mit ihren Ambient / Ethno-Einflüssen und brillanter Bassarbeit erinnert mich ein wenig an eine Mischung aus SEVENTH SIGN und TRIBE OF GYPSIES, allerdings ohne die Latin-Anklänge von letzteren. „Distance“ kommt dann als herrlich verträumtes ruhiges Instrumental daher und hat gar einige Conga-Parts zu bieten. Das enorm düstere, abgründige und ebenfalls instrumental dargebotene „HalfManHalfBisquit“ besticht dann durch die gelungene Verquickung von dezent eingestreuten harten Riffs und Soundtrack-artigen Klängen. Auch „Pi“ muss ohne Lyrics auskommen und sollte aufgrund seiner hektischen, tief im Jazz verwurzelten Instrumentierung jedem gefallen der WATCHTOWER / SPASTIC INK oder SPIRAL ARCHITECT bereits zum Frühstück genießen kann. Das treibende „Ask nothing of me“ mit seinem wenig packenden Refrain hat dagegen eher den Charakter eines typischen Fillers. Macht aber nicht allzu viel da mit dem grandiosen „Ergo Sum“ noch das elfminütige Herzstück des Albums auf den Hörer wartet. Dabei dauert es lange bis der Song in Fahrt kommt, eingeleitet wird er durch einen ruhigen sehr atmosphärischen Part der in einer tollen Akustikgitarren-Sequenz mündet und sich erst nach vier Minuten in einer elegisch-doomigen Gitarrenarbeit Bahn bricht. Zwei weitere Minuten vergehen bis der Gesang endlich einsetzt, der hier ganz klar das beste darstellt was ich seit Monaten gehört habe, die Vocallines von Aaron Bell kommen einer Beschwörung gleich wie sie packender nicht sein könnte, hier wird epische Breite nahezu perfektioniert und ganz sicher zelebriert. Wirklich wunder-wunderschön, anders kann ich es nicht ausdrücken. Da kann das unbetitelte Abschlussinstrumental, abermals in Soundtrack-Manier, nur noch als Absacker gelten.
Insgesamt ist das Debütalbum von DEGREE ABSOLUTE, übrigens von Neil Kernon furztrocken produziert, für mich neben ZERO HOUR, STRIDE oder CANVAS SOLARIS das beste Werk in Sachen Prog Metal der letzten Monate, zwar mit einigen kleinen Mängeln, aber wenn man in Zukunft in der Lage sein sollte weitere Songs vom Kaliber „Exist“ oder vor allem „Ergo Sum“ zu schreiben könnte da eine Band mit Klassikerambitionen entstehen.
Michael,
10
Punkte
Die Songs:
1. | Exist |
2. | Laughing alone |
3. | Questions |
4. | Confession |
5. | Distance |
6. | HalfManHalfBiscuit |
7. | Pi |
8. | Ask nothing of me |
9. | Ergo Sum |
10. | (Untitled Track) |
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