Biografie |
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Autor: |
Michael Rosentritt |
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Titel: |
SEBASTIAN DEISLER - Zurück ins Leben: Die Geschichte eines Fußballspielers |
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Verlag: |
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Erstauflage: |
08.10.2009 |
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Umfang: |
248 Seiten (Hardcover) |
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Preis: |
€ 22,95 (in Deutschland) |
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Best.-Nr.: | ISBN 978-3-941378-28-5 |
Hintergründe: Die Geschichte Sebastian Deislers ist die eines jungen Mannes, der als fußballerisches Jahrhundert-Talent gilt, mit 21 Jahren Spielmacher der deutschen Nationalmannschaft wird und dessen Ja-Wort dem FC Bayern München ein Handgeld von 20 Millionen D-Mark wert ist. Aber es ist auch die Geschichte eines unfertigen Burschen aus dem südlichsten Rand der Republik, der von den Medien und dem Fußball zum Heilsbringer stilisiert wird, von dem die Öffentlichkeit Besitz ergreift, der von ihr vereinnahmt wird, der zahlreiche körperliche und seelische Verletzungen erleidet und sich immer weiter zurückzieht. Wenige Tage nach seinem 27. Geburtstag steigt er aus – entkräftet, entnervt, gebrochen. Dann verschwindet er von der Bildfläche. Für die Öffentlichkeit kommt diese Entwicklung nicht ganz überraschend. Es war ein langsamer Tod einer Medienfigur, und wir alle haben diesem Verschwinden über Jahre zugesehen. In zahlreichen Gesprächen hat Deisler sich in den zwei Jahren nach seinem Rücktritt dem Journalisten Michael Rosentritt anvertraut. Entstanden ist daraus ein Buch über Begeisterung und Liebe zum Fußball, aber auch über Ängste, Qualen, Selbstzweifel, Depressionen und den mühsamen Weg zurück in ein normales Leben.
Es ist manchmal schon echt seltsam, welche Zufälle es doch gibt: Als ich angefangen habe mit der Biografie des einstigen Fußball-Wunderkindes Sebastian Deisler, da gab es als Reaktion von Bekannten, denen ich vom Buch erzählt habe unzählige Reaktionen, daß "der Deisler doch nur ein Jammerlappen is, der etliche Millionen kassiert hat und dann sich über die Begleiterscheinungen wunrdert". Dieser Meinung konnte ich mich noch nie anschließen und ich konnte Uli Hoeneß zu 100 Prozent verstehen, wie nah ihm 2007 die Sache "Deisler" ging, v.a. als er die Meldung öffentlich machen mußte, daß Sebastian Deisler nie wieder Fußball spielen will. Ich fand den Schritt, den der noch immer blutjunge Südbadener da ging vielmehr sehr mutig und sicherlich nicht unbedacht.
Klaro ist es sehr schwer nachvollziehbar, daß jemand, der alles zu haben scheint (Ruhm, Ehre, Kohle ohne Ende, Frau, Kind, Können) mit seinem Leben auch mal nicht klarkommt, aber ganz genau so ist das Leben nunmal und weshalb sollte es berühmten und reichen Menschen anders gehen als jedem anderen "normalen" Menschen?
Tja, und exakt in den Zeitraum des Lesens von "Zurück ins Leben" fiel dann der Selbstmord von Robert Enke, was in Deutschland scheinbar schlagartig viel mehr Verständnis, Toleranz und Sensibilität gegenüber der Krankheit "Depression" entstehen ließ und auch das von mir just gelesene Buch immer wieder auch in die Diskussionen integriert wurde.
Sebastian Deisler, hat in seinem jungen Leben sicherlich nicht alles richtig gemacht, hat sich vielfach von Beratern und "Freunden" treiben und "verführen" lassen, aber ein junger Mensch macht Fehler, vielleicht mehr als "erwachsenere" Semester, aber sicherlich in Person von Deisler sicherlich nicht exklusiv. Vielleicht hätten wir schon vor 2 Jahren eine solche bestürzte und entsetzte Situation wie nach dem tragischen Enke-Freitod gehabt, hätte Sebastian Deisler nicht alles hingeschmissen.
Über seine Karriere und vor allem in Randnotizen, Beobachtungen des Autors Michael Rosentritt und Aussagen Deislers darf man nun Anteil nehmen, wie hart, bodenlos, krass, verzweifelt und einfach unglaublich schwierig es sein muß, mit solch einer Krankheit klarzukommen, sich aus einem inneren Trieb heraus von allem trennen zu müssen (auch von Frau und Kind!!!), um sich einzubuddeln in ein Universum, das oftmals gerade mal aus wenigen Quadratmetern besteht und das für eine lange Zeit. Was bringt einem in solchen Momenten das viele Geld und all der Ruhm? Eben...
"Zurück ins Leben" ist sicherlich kein literarisches Meisterwerk, aber darum geht es doch auch nicht. "Zurück ins Leben" ist ein ungemein spannendes, interessantes und zum Teil hilfreiches Buch, um hinter die Fassade eines berühmten Menschen zu schauen, der mit sich selbst, seiner Umwelt und vor allem der Berühmtheit so gar nicht mehr klargekommen ist und der vor allem dem Druck der Öffentlichkeit einfach nicht mehr standhalten konnte. Auf die ebenfalls vertretenen, kleineren Enthüllungen in Bezug auf seinen Wechsel von Hertha zum FC Bayern mag ich dabei gar nicht eingehen, denn die sind absolut nebensächlich. Viel wichtiger sind die enthaltenen Fotos aus Deislers aktiver Zeit...zusammen mit etlichen erzählten Momenten birgt dies viele Momente der Wehmütigkeit und Trauer darüber, einen der vielleicht vielversprechendsten Fußballer Deutschlands aller Zeiten (vermutlich) für immer und ewig nicht mehr in diesem Bereich erleben zu dürfen. Umso schwerer muß es Deisler selbst gefallen sein, seine größte Liebe, den Fußball, komplett aus seinem Leben auszuschließen, um sich selbst retten zu können. Und letztlich macht das Buch Hoffnung für alle Depressions-Kranken, denn Sebastian Deisler scheint sein Leben wieder im Griff zu haben, zumindest so weit, um sich wieder anderen Menschen zu widmen, zu öffnen und sich ein neues Leben aufzubauen...was er in Form dieses Buches und seines in Freiburg eröffneten Nepal-Ladens zweifellos im Begriff ist, zu schaffen.
Hage
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